Donnerstag, 30. Oktober 2008

Es gibt keine Zufälle.

Auf dem Weg zum Swiss Club bin ich gespannt, was Folke Tegethoff in Singapur zum Thema "Zuhören" zu erzählen hat.

Nach dem Vortrag setzt man sich zum Abendessen, ich nehme den nächstbesten freien Platz ein und nenne meiner Nachbarin meinen Namen. Diese schaut mich an und meint: "Ja, und Du bist in Salzburg in die Schule x und in die Tanzschule y gegangen, wo wir uns auch kennengelernt haben." Ich brauche ein paar Sekunden, dann kann ich das Gesicht auch zuordnen und den Namen obendrauf.

Zufälle wollen in mein Weltbild ja nicht so recht passen. Und wie es dann eben dieser Zufall oder sonst jemand haben will, setzt sich in dem Moment Folke Tegethoff zu meiner Rechten und legt mir auch gleich sein neuestes Buch zu diesem Thema ans Herz. Ich bin nur beschränkt daran interessiert, ihm die erwartete Aufmerksamkeit zu schenken, sondern natürlich stattdessen vielmehr neugierig darauf, was sich denn im Leben meiner Tanzpartnerin in den letzten zwanzig Jahren getan hat!

Sonntag, 26. Oktober 2008

Wann hast Du zuletzt einen Baumstamm überholt?

Da flieg ich also um die viertel Welt gen Osten, setz mich dort nochmal in den Flieger, hör mir dabei noch vor den Sicherheitseinführung eine Koransure an, flitze auf einem echten Speed (!) Boat von Bandar Seri Begawan durch soviel Abzweigungen des mangrovenwaldgesäumten Flussdeltas, dass ich Angst habe, wir finden hier nie wieder raus, bis in die nächste Provinzhauptstadt, von dort weiter per Minivan und Longtail Boat, die letzte halbe Stunde zu Fuß, um im strömenden Regen ein 30m hohes Baugerüst zu erklimmen, das mich als "Canopy Walk" durch und über die Baumkronen des Regenwalds von Borneo führt. Verrückt? Cool!

Unsere Longtail Boats sind flußaufwärts schon tüchtig, im Hochwasser und Treibholz führenden Tembourong River kriegen wir einen Affenzahn drauf. (Im übertragenen Sinne. Auch wenn wir hier im Urwald sind, spucken uns die einheimischen Orang Utans hier nicht das Ergebnis ihrer letzten Schlägerei nach...) Und im ernst: Wann hast DU zuletzt einen Baumstamm überholt?

Wir sind nur drei Gäste auf dieser Tour. Brunei ist zu teuer, um bei den Bagpackern auf dem ausgetreteten Pfad zu liegen. Stattdessen begleiten mich zwei einheimische Burschen, die am Wochenende was erleben wollen. Ich werde aus denen nicht schlau, kommen in den angesagtesten Klamotten und mit tollem Handy daher, sie arbeiten nix und erzählen ziemlich genau ebensowenig von sich. Dafür rede ich ausgiebig mit dem Guide. Ich hab das Gefühl, das ist ein großartiger Mensch, bescheiden, tough, ein Menschenfreund. Ich mag ihn auf Anhieb. Wie das so ist bei mir mit Zwillingen.

Übrigens, bei Bandar Seri Begawan handelt es sich um die Hauptstadt des Sultanats Brunei, eines Kleinstaats auf der Insel Borneo. Learn something useless every day, wie mir einstens L. beigebracht hat.

Freitag, 24. Oktober 2008

Leben in den Dreißigern

Dass ich nichts dagegen hätte, nochmal 10 Jahre jünger zu sein, ist weiter kein Geheimnis. Es gibt aber doch eine Reihe von Annehmlichkeiten des Lebens in den Dreißigern, die ich keineswegs missen möchte.

Eine davon wird mir heute bewusst: Es ist jenes Alter, in dem die kindliche Neugier noch ausgeprägt genug ist, z.B. auf dem Empfang zum Nationalfeiertag von der österreichischen Botschaft in Singapur zur erscheinen, und gleichzeitig der Erfahrungsrucksack vielfältig genug, um sich dort auch sicher zu bewegen zu können: Alleine aufzukreuzen, ein paar nette Leute kennenzulernen, ein paar Visitenkarten zu verteilen, ein paar interessante Gespräche zu führen, vom Scherzchen über die Finanzkrise hier über ein Stadtportrait von Shanghai dort bis hin zu den neusten Entwicklungen der Gesundheitssysteme Südostasiens; dem Botschafter die Hand schütteln, in zwei Sonntagsreden nicht nur zu erfahren, wie toll sich die Zusammenarbeit der ach so ähnlichen (?!) Länder Österreich und Singapur denn nicht gestaltet sondern auch, dass ich den Auftritt der Wiener Sängerknaben in Singapur ebenso verpasst habe wie die 2000 zuvor in Österreich; und das Ganze mit Schweinsbraten, Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat und Powidltatschgerln abzurunden.

Mein erster Text mit Strichpunkt seit langem.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Kelong

Schon eine tolle Sache, so ein Kelong. Es handelt sich dabei um ein Haus im Wasser. Im konkreten Fall, in der Meeresenge die Singapur vom malaysischen
Festland trennt. Genauer gesagt, ist das Haus ja nicht im Wasser sondern auf dem Wasser. Und damit es dazu keine jesuanischen Fähigkeiten entwickeln
muss, haben es geschickte Leute auf eine ganze Reihe von Pfählen gestellt. In so einem Haus bietet es sich förmlich an, seinen Lebensunterhalt auf
Fischbasis zu stellen. An das Wohnhaus grenzen daher Wirtschaftsgebäude an: Landungssteg, Fischreusen, Netze und Fischställe, nicht recht viel anders
als ein Hasenstall, nur größer und unter Wasser. (Wer nicht weiß, wie ein Hasenstall ausschaut, der google und hole nach, was er als Stadtkind
versäumt hat!)

In so einem Pfahlbau bringe ich dieses Wochenende mit einer Gruppe von Arbeitskollegen zu. Super entspannt. Anfahrt mit dem Boot, dort
dann dösen, essen, quatschen,... und Mahjong spielen! Diese Spiel besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit Rommé, wird aber anstatt mit Karten mit kleinen Quadern gespielt, aus denen dann auch jeder seine eigene Chinesische Mauer baut. Auf den Quadern sind natürlich wieder chinesische Schriftzeichen zu finden. Und zu meinen chinesischen Schachfiguren (siehe Post vom 6. Sep. 2008) gesellen sich die chinesischen Ziffern nebst den Begriffen für die Himmelsrichtungen sowie die rote "Mitte" mit dem klingenden Namen Hong Zhong.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Am Freitag auf d'Nacht...

Diese Woche gebe ich mich voll dem Freizeitstress hin und widme 7 Tage lang meine gesamte Freizeit dem Tauchen: 2 Abende Theorie, 2 Abende Pool. Dazwischen bis spät nachts die Theorie lernen. Schließlich will ich ja erstens die Prüfung schaffen und zweitens nicht absaufen. Hinzu kommt noch, das ich justament jetzt noch Zeit darauf verwenden muss, die globale Finanzkrise nicht zu einer persönlichen auswachsen zu lassen.

Am Freitag auf d'Nacht steige ich dann in den Bus nach Malaysien. Das Ganze hier ist ein bisserl eine fade Partie. Jeder hat eine ganze Sitzbank für sich, fast niemand redet. Das ist auf der Heimfahrt wieder so und ändert sich zwischendurch nur kurzzeitig.

Die Fähre bringt uns auf die Insel Tioman, wo fünf Tauchgänge in gut 24 Stunden geplant sind. Nach dem ersten davon ist mir gleich ausgiebig schlecht. Beteuerungen des Instructors, das sei alles kein Problem, weil ich könnte ja auch unter Wasser... einfach durch das Mundstück... Ich ziehe es vor, den ganzen Tag nichts zu essen und einen Tauchgang auszulassen. Ich habe Angst, das könnte tatsächlich von der Tiefe kommen, und ich müsste mir das Tauchen abschminken.

Gott sei Dank, am Sonntag schaut, wie der Name schon sagt, die Welt gleich sonniger aus, in bin wieder fit, das Tauchen macht mir nichts aus und ich bringe den Kurs mit dem Open Water Diver Zertifikat erfolgreich zu Ende!

Sonntag, 5. Oktober 2008

Wir sind Cordoba

Stau ist: Fahren, wenn alle fahren. Ich darf am Freitag- und Sonntagabend erleben, was es heisst, mit all den anderen Bussen auf die Grenzabfertigung nach und von Malaysia zu warten. Die Reise führt nach Melaka an der gleichnamigen Straße. Für die geografisch in diesem Eck der Welt Unbedarften, die Meeresenge zwischen Malaysien und Sumatra. Dort haben einander einst die Einheimischen, Portugiesen, Holländer und Engländer die Schädel eingeschlagen.

Heute geht es friedlicher zu. Einheimisch ist hier immer noch ein Nebeneinander von Malayen, Chinesen, Indern und Touristen. Ich habe den Eindruck es ist tatsächlich mehr ein Nebeneinanander als ein Miteinander oder gar ein Völkergemisch. Ähnlich wie in Singapur, aber da kommen noch viele sonstige Asiaten (Thai, Philippinos,...) sowie die Expats aus aller (westlichen) Welt dazu, Australien inklusive, wenn nicht gar an erster Stelle.
Und so sehen wir eben ganz unterschiedliche Gesichter von Melaka: Kolonialbauten, einen Sultanspalast, Moscheen, chinesisch-buddhistische Tempel, hinduistische Tempel, beschränkt interessante Straßenzüge des dortigen Alltags, mehrere riesige Shopping-Center, einen Night-Market in Chinatown.

Interessant finde ich aber vor allem die islamische Seite: Hari Raya ist noch im Gange, ein dreitägiges Fest zum Ende des Ramadan. Ich beobachte viele Familien bei ihrem Feiertagsausflug. Da kommen auch die Verwandten aus der Hauptstadt Kuala Lumpur, wie jedes Jahr. Und man setzt sich zusammen auf eine kunstblumengeschmückte und sonnenbeschirmte Rikscha und lässt sich durch die Stadt karren. Die Malayen erlebe ich teilweise recht freundlich. Und nur weil die Frauen Kopftücher tragen, heißt das offenbar noch lange nicht, dass man nicht mit ihnen reden darf. Wieder ein unnötiges Klischee aus meinem Kopf gestrichen.

Den Vogel abgeschossen hat übrigens ein Malaye im Adidas T-Shirt mit dem Aufdruck: "Wir sind CORDOBA". Ich hab versucht, ihm zu erklären, dass sich dieses EM-T-Shirt in Österreich auf den legendären Sieg in der Schlacht von Cordoba 1978 bezieht... Er hat wohl die Story und den subtilen Humor dahinter nicht ganz verstanden.