Sonntag, 30. November 2008

Steuern

Wer hat eigentlich dem Schweizer Staat erlaubt, Steuererklärungen zu verlangen, für die im Wesentlichen ein ganzes Wochenende draufgeht? (Bzw. das was nach Abzug von Ausgehen und Ausschlafen davon noch übrig ist.)

Donnerstag, 27. November 2008

Schöne Grüße aus dem Paulaner Bräuhaus

Sowas gibt es nämlich in Singapur. Mit verschiedenen Würsten, Brezeln und natürlich Paulaner Bier. Wer ist eigentlich der Typ im Logo vom Paulaner? Ist das Paul? St. Paul? Und wenn ja, warum? Der hat ja das Bierbrauen nicht erfunden. Und Bier brauenden Orden hat er auch keinen gegründet, so wie der Augustinus...

Im Unterschied zu München trinke ich auch hier mein Bier, nein, nicht mit Singapurern, sondern mit Vietnamesen und einer Mongolin. Die ist aber eigentlich Wodka gewohnt. Sie ist aus einer Kleinstadt mit 3.000 Einwohnern in der Wüste Gobi. Was, bzw. wen es hier in Singapur nicht alles gibt...

Montag, 24. November 2008

Leben auf und unter der Nangnuan

Also wenn ich schon in der Gegend bin, will ich doch das Leben am und im Meer auskosten. Und da sich das Meer in Sinagpur dazu nur beschränkt eignet, habe ich die Similan-Islands vor Khao Lak in Thailand für einen dreitägigen Tauchausflug auserkoren. Bzw. wie vieles in meinem Leben hat es sich bestens gefügt, bevor ich groß aktiv geworden bin, ich musste quasi nur noch abnicken.

Es gehört meines Erachtens übrigens zu den zentralen Aufgaben im Leben: Die Balance finden zwischen "aktiv sein Leben planen und gestalten" einerseits und "die Blumen pflücken, die man am Wegrand grad findet" andererseits. Das erste verbrät möglicherweise zu viel Energie, das zweite birgt die Gefahr, dass einen das Leben von sich selbst wegtreibt. Philosophische Klammer geschlossen.

Jedenfalls finde ich mich an Bord der Nangnuan wieder, die klein, einfach und familiär ist, dafür ein bischen mehr schaukelt als ihre großen Schwestern. Jedenfalls wechselt sich das Leben ober Wasser, das vorwiegend aus Schlafen und Essen besteht, mit jenem unter Wasser ab, das mich jedes Mal aufs Neue beeindruckt: Die Vielfalt an Landschaften und Fischen ist unbeschreiblich! Und dabei handelt es sich ja bei dem, was man als Anfänger sieht, nur um die augenfälligsten Bewohner.

Jedenfalls bin ich neugierig, den Fischen auch Namen zu geben, und zwar nicht Hansi und Fritzi, und auch nicht meine Eigenkreationen, sondern die richtigen, wie sie Adam, Linné & Co eben vorgesehen haben, und wie sie im Buche verzeichnet sind. Jenem Bestimmungsbuche, genauer gesagt, das unsere Guides mit an Board haben. Mein Liebling ist ja der Imperator-Kaiserfisch. Obwohl der Gelbklingen-Nasendoktorfisch ihn fast an Eleganz noch übertrifft. Oder toppt gar der Halfterfisch sie alle?

Wer mich kennt und schmunzelt, dass ich mich wieder mal sofort ans Bestimmen und Kategorisieren mache, dem sei verraten, dass ich eben doch die Gene eines Biologielehrers habe...

Mittwoch, 19. November 2008

I love you!

Mein Schreibtischnachbar ist Österreicher. Eh klar.

Beim Mittagessen lerne ich heute seine Frau und seine dreijährige Tochter kennen. Der blonde süße Zwerg sitzt mir gegenüber, strahlt mich an, und der erste Satz bricht spontan aus ihm raus: "I love you!"

Dieser ausgeprägte Urinstinkt der uneingeschränkten Zuneigung mir gegenüber bildet sich mit den Jahren bei manchen Zeitgenossinnen etwas zurück. Das ist erstens völlig unverständlich und zweitens schade.

Dienstag, 18. November 2008

o.k. lah, heast!

Inzwischen kann ich eine Handvoll chinesische Schriftzeichen. Besonders einfach: lah. Sieht in etwa aus wie ein gedrucketer 3er. Diese Silbe wird im Singlish (dem Englisch der chinesisch-stämmigen Singerpurer) zur emotionalen Unterstreichung an das eben Gesagte angehängt und gilt im Allgemeinen als unübersetztbar. Nur im Wienerischen gibt es eine exakte Entsprechung: Heast.

o.k. lah? That doesn't make sense lah.

Sonntag, 16. November 2008

Zu Besuch im Stau

Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung: Ich besuche eine liebe Cousine, die mit ihrer Familie in Jakarta lebt.

Viele von den dortigen Sehenswürdigkeiten sind eigentlich mehr Sehenwürdichkeiten, also touristische Attraktionen, die ich wohl sehen würde, wenn ich nicht im Verkehrsstau steckte. Stattdessen sehe ich mein erstes live Rugby Match. Und die Ausstellungseröffnung zweier austrochinesischer (sinoösterreichischer?) Künstler. Mit balinesischen Tänzerinnen. Und wieder mal mit einem österreichischen Botschafter, dem man die Hand schütteln darf. Und einer Galeristin, deren Kleid soweit rauf geschlitzt ist, dass es eindeutig vom brandneuen Kleidungszüchtigkkeitsgesetz betroffen ist. Ähnlich wenig Genierer hat ihre hübsche Mitarbeiterin, die mich nach ein paar Sätzen bereits nach Familienstand, Visitenkarte und Telefonnummer fragt. Aber den Abend widmen meine Gastgeber und ich einer super-gemütlichen Partie "Siedler von Catan".

Die Heimreise gestaltet sich schwierig. 10 Min. vor Abflugzeit steht noch immer kein Flieger am Gate. Dafür werden jetzt die Business-Class Passagiere zum Schalter gebeten. Ich schmuggle mich dazu, lausche und erfahre, dass der Flieger noch mit technischen Problemen in Singapur steht und der Flug Jakarta-Sinagpur-Frankfurt gecancelt ist. Ich habe Glück und bin auf der Lister der umgebuchten Passagiere und bin nach 4 Stunden Wartezeit schon um 2 Uhr früh zuhause...

Sonntag, 9. November 2008

Bleib doch zuhause!

Sonntagabend, Blogzeit 2230. Zeit, der Welt Rechenschaft über mein Wochenende abzulegen. Oder Euch zumindest erzählen, dass man auch in Singapur ein Wochenende vorwiegend außer Haus verbringen kann.

In dem Fall beginnt es schon Freitagabend mit Brazilian Carnival. Das ist das Motto zur diesjährigen Jahresend-Beachparty (bei uns würde man das gleiche Event mit Weihnachtsfeier übertiteln). Warum schon so früh? Keine Angst, wir arbeiten schon noch ein Weilchen. Aber ob die Banken im Dezember noch was (z.B. Geld) zum Feiern haben, steht in den Sternen.

Schön auch, dass einem die Bank noch den Wohlverhaltensrahmen festlegt. Zunächst heißt es auf der Einladung: "Your presence is requested from 6:30pm till 4:00pm." Damit nur ja keiner auf die Idee kommt, um Mitternacht schon abzureißen. Und dann wird (witzigerweise nur an einen Teil der Mitarbeiter) der Hinweis ausgeschickt, dass es sich dabei um ein Firmenevent handelt und man sich ensprechend würdig verhalten soll. Komasaufen sei hintanzuhalten.

Party bis zum Morgen zieht ein Frühstück am Nachmittag nach sich, von dort ziehe ich ich weiter, um mich vom hiesigen Lift einige Runden mit dem Wakeboard ziehen zu lassen. Oder anders ausgedrückt: Als Anfänger komme ich in 2 Stunden immerhin auf ein paar vollendete Runden. Praktisch noch im Beach-Outfit versuche ich beim Samstagabendausgang wieder mal auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Dass ich mit meinen 36 Jahren auch immer noch nicht "Nein" sagen kann!

Heute früh mache ich Bekanntschaft mit der hiesigen katholischen Gemeinde und ihren Erstkommunionkinder. Ist genauso, wie man sich das in der Kolonie vorstellt: Man fährt mit dem Auto vor, man spricht deutsch, man kennt sich, man trifft sich, man feiert.

Den Rest des Tages halten mich zwei Sightseeingaktivitäten der zweiten Reihe (man könnte sagen Fast-Musts) von Singapur von in der Früh weg auf Trab: Ich wandere zuerst durch den botanischen Garten und dann durch gen Jurong Bird Park, wo die Vogelkäfige von Schrankgröße bis Zirkuszeltgröße haben. Letzteres ist nicht nur weniger traurig, sondern auch spannender, wenn einem die Papageien im die Ohren fliegen.

Und weil das noch nicht genug ist, abends noch ein Drinks mit lieben Freunden, die aus Zürich zu Besuch sind. In einer so lauschigen, abgelegenen und menschenleeren Gegend wie der Orchard Road.

Zwischendurch hab ich noch telefoniert und mir den Rat anhören müssen: "Bleib doch einfach mal zuhause und ruh Dich aus. Es ist Wochenende, das ist dazu da." Hm... Ich werde das Gefühl nicht los, meine Freunde kennen mich erstens, sind zweitens clever und drittens ehrlich mit mir. Tatsächlich fühle ich mich jetzt ein bisschen abgekämpft und müde. Die Beine tun mir weh und vom Wakeboarden habe ich Muskelkater. Ganz, wie es nach einem erholsamen Wochenende eben sein soll!

Mittwoch, 5. November 2008

Ein Quantum Stil

Stil ist, zur Bond-Premiere im dunklen Anzug und mit schwarzer Krawatte aufzutauchen.

Neugierde ist, das zugehörige Foto bei mir auf Facebook zu suchen.

Dienstag, 4. November 2008

Wie lang ein Monat ist

Es ist eigentlich unglaublich.

Für unsere Personalabteilung liste ich jedes Monat auf, wieviele Tage ich an den Wochenenden gereist bin und mich folglich nicht in Singapur aufgehalten habe. Dabei habe ich festgestellt, dass ich jetzt vier Wochenenden hintereinander unterwegs war. Melaka und Tioman scheinen mir Ewigkeiten aus zu sein, aber das war alles im Oktober! Ich kann es kaum glauben! Aber andererseits, ich unternehme ja fast jeden Tag etwas, da kriegt man so einiges unter in einem Monat...

Heute zum Beispiel gehe ich nach der Arbeit auf Night Safari, einen Zoo, der auf den Besuch bei Dunkelheit optimiert ist. Sensationell!

Montag, 3. November 2008

Wie ist Singapur?

Immer wieder werde ich gefragt: Wie ist Singapur? Und immer wieder schlagen mir Mutigkeitsbekundungen darob entgegen, dass ich einfach in so ein exotisches Land ziehe. Völlig unverdient. Ich fühle mich bemüßigt, mit einigen Meinungen aufzuräumen und einige andere kundzutun.

Also, Singapur ist eine ganz normale westliche Stadt, in der die Leute Englisch sprechen oder das zumindest fließend tun können. Nur dass die meisten Leute halt chinesisch, malay oder indisch aussehen. Oder britisch.

Dass sich die Leute vorwiegend auswärts ernähren, und daher an jeder Ecke eine Halle mit Imbissbuden steht, dass aber natürlich um 2 Euro kein Filetsteak erwartet werden darf, aber durchaus Reis mit ein paar Fleischstücken, oder ein Pot Fischsuppe mit Nudeln. Allerdings ist die Papierserviette selbst beizubringen.

Die Einkommens- und Klassenunterschiede sind viel deutlicher, und Pensionsversicherung gibt es keine. Unsere Putzfrau etwa ist so gebrechlich, dass sie sich beim an ihrem Wagerl anhalten muss wie bei uns die Leute mit Gehhilfe im Altersheim. Die alten Leute arbeiten auch als Tischabräumer in den Essenshallen, wenn sie keine Kinder haben, die für sie aufkommen. Bettler sind keine sichtbar.

Eigentumswohnungen können Private vom Staat zu günstigen Konditionen erwerben. Aber nur als Paar, wenn man auch ordentlich verheiratet ist. Oder mit 35, weil da besteht sowieso nur mehr wenig Hoffnung, diesen Zustand noch zu erreichen. (Ich zieh deshalb hier auch wieder weg.) Bis dahin wohnt man bei den Eltern oder zahlt entsprechende Preise auf dem privaten Markt. Die Wohnungen sind meist mit Zimmer für die Maid ausgestattet, die sich viele um 200€ pro Monat leisten. Das Zimmer hat die Größe eines Abstellraums und Bad/WC für die Maid sind rudimentär. Wer eine Wohnung im Umkreis seiner Eltern kauft, kriegt noch mal kräftig Rabatt. Denn wenn die Großeltern die Kinder betreuen und die Eltern die Großeltern, spart der Staat eine Menge Geld. Was er nicht hat, weil die Steuern extrem niedrig sind, selbst aus Schweizer Sicht.

Singapur besitzt einen der größten Frachthäfen der Welt, auf den ich von meinem Arbeitsplatz blicke, wenn mir fad ist. Der Schiffsverkehr ist auch von der vorgelagerten Insel Sentosa zu beobachten, die zwar ein bisschen Disneyworld-künstlich rüberkommt, aber ein paar mega-coole Strandbars aufweist, gegen die selbst die Chilligkeit der Badis in Züri verblasst.

Die Zeitrechnung ist westlich, wir schreiben das Jahr 2008, das Wochenende fällt hier auf Sa/So. Die Shopping Center sind auch da offen, weil viele Singapurer sonst nicht wissen würden, woraus sie ihren Lebenssinn am Wochenende sonst ziehen sollen. Feiertage sind chinesisch (Neujahr), christlich (Weihnachten), muslimisch (Hari Raya Puasa), buddhistisch (Vesak Day), hinduistisch (Deepavali), sozialistisch (1. Mai) oder national (9. August).

Die Stadt ist bekannt für ihre Sauberkeit, die meisten WCs sind zum Sitzen, alle mit Toilettenpapier, Ausstattung mit Klobürste unüblich. Der öffentliche Verkehr funktioniert. Und in der Stoßzeit gibt es anderswo auch Stau. Obwohl die Anzahl der Autos, sowie die Fahrten durch die Innenstadt mit extremen finanziellen Belastungen in Zaum gehalten werden.

Klar, das Demokratieverständnis ist hier ein anderes. Im Zuge der Liberalisierung von Zeitung und Rundfunk wurde je eine zweite Lizenz vergeben: Die staatliche Zeitung hat jetzt die zweite Fernsehfrequenz inne und die staatliche Zeitung die zweite Zeitungslizenz.

Und wenn den Fonds mit den ganzen Staatsbeteiligungen die Ehefrau des Premierministers managt, der seinerseits Sohn seines Vorgängers ist, sagt hier auch keiner was. Ist auch nicht empfehlenswert. Ein Reuters-Journalist, der das auf- und angegriffen hat, wurde wegen Verleumdung angeklagt, und solche Prozesse hat noch nie der Staat verloren...