Dienstag, 23. Dezember 2008

Ende des Singapur-Abenteuers

Vier Monate nach meiner Ankunft in Singapur bin ich also wieder in Zürich daheim (?). Ich pack aus und wieder ein: Snowboard-Ausrüstung und Wintergewand. Vor der Abfahrt nach Österreich schaue ich auch noch kurz im Büro vorbei. Ich hab wieder Zutritt zum Gebäude, finde auch mein neues Büro, sag kurz „Hallo“ und bringe meinen Computer zu laufen. Alles klar also, sodass ab 5. Januar der Alltag in Züri wieder beginnen kann.

An diesem Punkt geht der Lebensabschnitt „Singapur“ für mich zu Ende. Selbiges geht dieser Blog. In der Zeit in Laos hat sich der Blog eher zu einem Tagebuch verselbständigt, als welches er mir auch dient. Ich habe Euch daher das eine oder andere Detail zugemutet, um den für mit stimmigen Grad an Vollständigkeit zu erreichen.

Allen Leserinnen und Lesern, die trotzdem bis hierher durchgehalten haben, Dank und Anerkennung für ihre Geduld. Denn so ein bisschen habe ich den Blog auch geschrieben, damit er gelesen wird.

Eine Fortsetzung erfährt dieser Blog übrigens auf liebealle.blogspot.com. Was ich dort poste, weiß ich noch nicht. Aber ich weiß, es wird gut sein. Und überhaupt: Alles wird gut.

Montag, 22. Dezember 2008

Intermezzo in Singapur

Nicht alles ist einmal zum ersten Mal. Aber alles, was einmal ist, ist einmal zum ersten Mal. Zum Beispiel sitze ich grad zum ersten Mal in einer Flughafen-Lounge. Und hab somit den Vorteil, dass ich beim Surfen sitzen darf. Und den Nachteil, dass ich auf so einem ultra-coolen Mac schreiben muss, bei dem ich das Tastatur-Layout nicht umstellen kann. So dauert halt alles ein bisschen laenger. Und Umlaute produziere ich auf diese Weise auch keine. Dafuer toent dezent "Oh Tannenbaum" aus dem Lautsprecher, in adretter Besetzung fuer Querfloetentrio.

Jetzt bin ich also auf Zwischenstopp in Singapur. Ich esse noch einmal bei "meinem" Hawker-Center und gehe dann in mein Hotel, das jetzt nicht mehr mein Hotel ist. Ehrlich gesagt, es kommt mir eine Ewigkeit vor, dass ich von Singapur losgeflogen bin. Dabei war das erst vor 15 Tagen. Gleichzeitig erscheint es mir aber genauso komisch, dass ich jetzt nicht auf mein Zimmer und morgen hier ins Buero gehe.

Die Rueckreise verlaeuft bisher bestens. Vormittags bin ich noch voll im Sightseeing engagiert (im Stadtteil Cholon lerne ich ein paar chinesische Tempel kennen: Quan Am, Phuoc An Hoi Quan, Thien Hau und Tam Son Hoi Quan. Fuer die HCMC Spezialisten unter Euch...). Dann ab zum Flughafen. Auch auf der Fahrt eine Premiere: Mein Taxifahrer kassiert eine Polizeistrafe fuer unbefugtes Benutzen der Mofa-Spur.

Mit dem Flieger von Ho Chi Minh City klappt alles. Ich hatte ja ein bisschen einen Bammel. Denn wenn ich meinen Anschluss in Singapur versaeumt haette, wuerde ich Weihnachten dieses Jahr am Flughafen feiern. Ein Europaflug ist wohl am 23. Dezember nicht zu kriegen. Die zweite Sorge, jene wegen potenziellen Uebergepaecks, bin ich auch los. Ich konnte anstandslos 42.3 kg einchecken, und mein Handgepaeck ist sicher auch deutlich zweistellig...

Sonntag, 21. Dezember 2008

Good morning, Vietnam!

Habe ich schon erwähnt, dass ich eine verdeckte Schwäche für Sechziger Jahre Architektur habe? Neben Flower-Power, freier Liebe und Vietnamkrieg-Stopp eine Errungenschaft jenes Jahrzehnts, die in den Köpfen, Herzen und sonstigen Körperteilen weniger stark verhaftet ist. Den Wiedervereinigungspalast in Saigon empfinde ich als besonders gelungenes Beispiel. Ich meine, was sonst ist nach 50 Jahren noch schön? Die 70er Jahre Muster sind zwar kürzlich plötzlich wieder hipp gewesen, aber vom Ästhetik-Standpunkt aus... brrrrrr! Da lieber die schlichten Formen, die die Materalien schön zur Geltung bringen. Dazu kommt im vorliegenden Beispiel noch der schöne Einsatz von Glas und Licht und das absolut gelungene Zusammenspiel von Architektur des 20. Jahrhunderts mit traditionellen asiatischen Stoffen, Möbeln und Kunstwerken.

Der „Tempel des Jade-Kaisers“, so wie die anderen chinesischen taoistischen Tempel hier sind ganz anders als jene in Thailand, Kambodscha und Laos. Zwar beobachte ich die gleichen Riten der Verehrung die gleichen, aber die werden hier nicht Buddha zuteil, sondern „himmlischen Kaisern“ und zur Gottheit erhobenen Generälen. Und ähnlich wie bei den katholischen Heiligen, scheint auch hier jede Gottheit ihre eigene Zuständigkeit zu haben.

Rechtzeitig zum fotogenen Abendlicht gelange ich in einen Park, wo die Asiaten so etwas wie Ausgleichgssport betreiben: Federball oder eine Art Rattan-Fußball: Wie Volleyball im Kreis, nur wird dabei ein Ball aus Rattan oder ein gefederter Schlagball verwendet. Amazing, was die Jungs (und ein paar Mädels) hier alles fertig bringen. Wer den Ball fallen lässt, macht Liegestütz. Die anderen Sportarten wie Walking oder Gymnastik werden so zurückhaltend ausgeführt, dass sie als Sport kaum noch zu erkennen (und wohl auch kaum wirksam) sind.

Mit einem Lächeln wird hier sehr schnell Kontakt gemacht. Ich erlebe die Einwohner hier sehr freundlich und offen. Ein Student fragt mich, ob ich Fotograf bin und will ein paar Fotos sehen. Daneben ein Herr in seinen Fünfzigern, der sich einst mit einem Französisch-Englischen Lehrbuch selbst Englisch beigebracht und dann für den CIA übersetzt hat. Nach dem Abzug der Amerikaner landeten Leute wie er im Konzentrationslager. Ihm gelang die Flucht mit den Boat People, heute unterrichtet er in den USA und ist gerade auf Heimaturlaub.

Abends lasse ich mich noch zu Do-it-yourself-Frühlingsrollen in Reispapier ausführen. Und natürlich zu einem Drink. Aber nur einen, denn die hier ansässig gewordene Bevölkerung muss ja morgen arbeiten.

Samstag, 20. Dezember 2008

Wiedersehen macht Freude!

Natürlich ist der um drei Dollar teurere Bus nicht um eineinhalb Stunden schneller in Ho Chi Minh City. Aber ich rede mir ein, dass er sicher viel bequemer ist als die Billigsdorfer Version. Jedenfalls fährt er zu einer Zeit, die es mir erlaubt, den Vormittag noch im Guesthouse am See zu genießen, das ich noch vom Vorjahr kenne.

Die siebenstündige Fahrt führt durch ebene Reisfelder einerseits und durch Reisfelder in der Ebene andererseits. Da erscheinen die neuen Casino-Hotels an der Grenze zu Vietnam reichlich unwirklich.

Ich lese endlich „Lila Lila“ von Martin Suter zu Ende, bevor ich wieder draus komme und noch ein drittes Mal beginnen muss. Wie immer bei Suter spannend, mitreißend und die Entwicklung des Protagonisten akribisch genau gezeichnet. Allerdings halte ich die Darstellung eines wachsenden Kartenhauses nervlich fast nicht aus, außerdem identifiziere ich mich viel zu sehr mit diesem Loser-Typen, um das Buch in Hochstimmung zu beenden. Ich küre es daher nicht zu meinem Lieblingsbuch.

In Ho Chi Minh City freue ich mich über einer Wiedersehen mit einer schönen Frau aus Frankreich, die ich das letzte Mal vor fast zwei Jahren gesehen habe! Die Beisl-Tour ist ausgiebig, als sie heimgeht ziehe ich noch mit ihren Freunden weiter. Ich kenne jetzt alle einschlägigen Expat-Lokale: Saigon Saigon, ZanZ-Bar, Lush, Apocalypse Now und Go 2.

Auch um 4 Uhr früh verkaufen Kinder noch Kaugummis und Taschentücher hier. Die Backpacker in Laos haben mich gewarnt, dass die ständig an einem dran kleben und dass man denen nur beikommen kann, indem man sie möglichst schroff abweist. Was ich hier dagegen erlebe, berührt mich: Die Leute hier handeln ganz anders, auch wenn sie nichts kaufen, reden und scherzen sie mit den Kindern, sie kennen Namen und Lebensgeschichte von jedem einzelnen und bringen ihnen Englisch bei. Auch der alten Frau, die lächelnd noch einmal zum betteln kommt, obwohl sie vor 5 Minuten einen großzügigen Schein bekommen hat, streichen sie liebevoll über die Hand, anstatt sie zu ignorieren oder wegzuweisen. Amazing People, die die ich hier kennen lerne!

Freitag, 19. Dezember 2008

The long way down

Warum kostet ein Ticket für die 12 Stunden Minibus von Four Thousand Islands nach Phnom Penh eigentlich in Pakxe 30-40 Dollar, während es hier ab 11 Dollar erhältlich ist? Vielleicht ist das der Aufpreis für die nette spanische Reisebegleitung. Oder für den Wiener und den Grazer, die lebhaft politisieren? Wohltuender (bei längerem Andauern aber auch schon fast nerviger) Ausgleich zur britischen und skandinavischen Schweigementalität am nüchternen Tag.

Bei der Pause in Kratie stelle ich fest, dass ich viele Dinge über Kambodscha seit dem letzten Jahr vergessen habe. Nicht nur die Details zu Geschichte und politischer Situation, auf welcher Straßenseite man fährt (dort wo kein Schlagloch ist, im Zweifelsfall rechts.) und welche Schrift man schreibt. Laos erschien mir ähnlich wie Kambodscha, aber jetzt wird mir wieder bewusst, dass die Städte hier reicher und besser ausgebaut ausschauen. Kambodscha ist eben ein Stück weniger arm als Laos.

In Kompong Cham wird es noch einmal spannend: Unter lautstarkem Protest einiger bundesdeutscher Mitreisenden pferchen sie uns zu achtzehnt in den Minibus, den Typen am Dach noch nicht mitgerechnet. Erst auf das Versprechen, das sei nur für 20 Minuten so, verstummt das Murren vorübergehend. Bis etwas in der nächsten Stadt der Fahrer ernsthaft überlegt, ob er noch zwei Passagiere auflädt... Tut er schließlich nicht, er will schließlich überleben. Aus 20 Minuten werden übrigens zweieinhalb Stunden. Dem eingefleischten Asienreiseinden war das von vornherein klar...

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Der Mekong schnellt Strom

Am Khon Phapheng, zu dem ich mich am Vormittag karren lasse, wasserfällt der Mekong merklich tosend zwanzig Meter in die Tiefe. Auch sonst wartet der Fluss rund um die Inseln Stromschnellen auf. (Schade, dass das die Donau nicht tut. „Linz schnellt Strom“ hätte sich als Werbeslogan gut gemacht.) Das hat die Franzosen einst veranlasst, eine 7 km lange Eisenbahntrasse über die beiden Inseln Don Det und Don Khon zu bauen, um Güter auch oberhalb des Wasserfalls noch weiter schiffen zu können.

Angesichts dieser Größe lassen sich die Inseln an einem Nachmittag gemütlich mit dem Fahrrad umrunden. Eine alte Dampflok und die Verladrampe für die Bahn werden dabei als Sensation verkauft. Am Somphamit-Wasserfall der nächste Stopp, während ich dafür den Sandstrand auslasse: Ich denke, entweder ich lege mich jetzt so richtig erholsam in die Sonne, oder ich sehe auch noch den Rest, konkret die Irrawaddy-Delfine, zu denen ich mich mit einem Lehrerpaar aus Oberndorf aufmache, das da grad in der Gegend rumsteht. Unser Bootsmann bringt uns auf einen Felsen mitten im Mekong, von dem aus wir tatsächlich mehrere Exemplare in der Abendsonne herumplanschen sehen! Fast schon kitschig.

Als Party-Insel wird Don Det bezeichnet, und ein paar Grüppchen sitzen auch rum und feiern grölend. Aber es gibt eigentlich keine Kennenlern-Bar für allein Reisende, Internet ist teuer, ich bin müde, also weiß ich mir nach 9 nichts mehr zu tun als ins Bett zu gehen. Ich werd alt. Steinalt. Kein Wunder, bei dem gesunden Lebenswandel!

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Sonnenuntergang im Reich der 4000 Inseln

Eigentlich sollte ich mich für das heutige Tagesprogramm besonders früh erheben. Mein Schlafzentrum bestimmt Gegenteiliges. So setze ich erst am späten Vormittag nach Champasak über, „wohl die einzige alte Königsstadt, in der man über die Straße gehen kann, ohne nach links und rechts zu schauen“, wie mein geschätzter Stefan Loose Reiseführer treffend bemerkt.

Aus Protest über die hiesigen Tuk Tuk Preise schwinge ich mich auf ein Fahrrad. Eine Entscheidung, die ich gehörig verfluche, als nach weniger als zwei Kilometern zweimal die Kette raus springt... Nach einer halben Stunde erreiche ich den Vat Phou, den bedeutendsten Tempel im Khmer Stil auf laotischem Boden. An einen Berghang gebaut erhebt sich die ganze Anlage eindrucksvoll über die Ebene. Stufe für Stufe nähert man sich dem Heiligtum, das an einer heiligen Quelle erbaut ist.

Zurück in der Stadt hole ich mein Gepäck von der Tourist Information ab. In Südostasien scheint es kein Problem zu sein, fremden Leuten seine Habe anzuvertrauen. Eindeutig ein Plus. Um zwanzig nach eins stehe ich an der Straßenkreuzung, wo angeblich um eins der letzte Bus nach Si Phan Don fährt. Vielleicht auch erst um zwei.

Jedenfalls bleibt nach ein paar Minuten ein Songtheo stehen, das zwei Holländer und mich auflädt, obwohl ich mir zunächst nicht vorstellen kann, wo wir da für drei Stunden Fahrt Platz finden sollen. Das Gefährt ist nämlich bereits mit Fliesen für vollgeladen. Aber ich habe wohl noch nicht genug Vertrauen in die Improvisationsgabe der Laoten... Ein paar Stunden später laden wir die Fliesen am Fuße eines Hügels ab. Zu dessen Spitze sind Bambusstangen als Schienen für eine äußerst abenteuerliche Material-Standseilbahn verlegt.

Wir selbst fahren noch ein paar Kilometer weiter nach Si Phan Don, übersetzt „4000 Islands“, die daselbst aus dem Mekong ragen. Die beiden größten Inseln sind bewohnt, aber noch nicht stromverkabelt. Don Det hat sich zu einem festen Bestandteil jeder Backpacker-Tour durch Laos herauskristallisiert. In einfachen Bambushütten lässt sich extrem entspannt abhängen, davor in der Hängematte liegen (wenn man dazu Zeit hätte) oder bei einem Beer Lao sitzen und den vielleicht schönsten Sonnenuntergang ever genießen.

Dienstag, 16. Dezember 2008

Ein ganzer Pool von Eindrücken

Der aufmerksamen Leserschaft ist sicher nicht entgangen, das Tad das Lao Wort für Wasserfall ist. Im Morgenlicht sehe ich erst, wie nett die Umgebung hier am Fluss ist, auch wenn die Wasserfälle jetzt nicht allzu beeindrucken.

Ich schwinge mich wieder auf mein Mofa und düse weiter. Der Kaffeeanbau wird hier von Bananen-, Mango- und Gummibaumplantagen abgelöst. Wobei man Plantage jetzt nicht als preussisch-strenge Monokoltur verstehen darf, sondern als so eine Art erweiterten Obstgarten.

Im Weberdorf Houay Houn der Katu halte ich und begutachte die bunten selbstgewebten Baumwollstoffe. Zu der Dame die dort webt, gesellen sich schnell ein paar weitere, die mir jeweils ihre eigenen Werke verkaufen wollen. Ich lasse mich nicht beirren, begutachte das gesamte Angebot, das ums Haus aushängt und suche zwei Tücher, die mir gefallen. Zu ihrem Preisvorschlag mache ich ein Gegenangebot von 50% und ahne nicht, dass ich mich eben auf die zähesten Verhandlungen meines Lebens eingelassen habe. Nach einer Viertelstunde habe ich ganze 10% herunterverhandelt und ziehe (als Teil des Deals) mit ein paar Fotos von dannen.

Nächster Halt beim Tad Pha Souam, mit touristisch gut erschlossenem Aussichtspunkt, Restaurant und jeder Menge thailändischer Touristen. Wieder mal werde ich zum „Foto mit Falang“ gebeten: Wildfremde Menschen wollen ein Foto mit mir, als wäre ich der total Promi. Vielleicht bin ich das ja hier, und weiß nichts davon?

Im Dorf an der einzigen größeren Kreuzung in der Gegend halte ich zum Mittagessen. Ganz leicht fällt mir die Unterscheidung zwischen Privathaus und kleiner Bewirtungsstätte nicht. Ein paar Familien sind ein bisschen erstaunt, als ich zu essen bestellen will und schicken mich schließlich zum Nachbarn, der tatsächlich Suppe an einige vorbeifahrende Fernfahrer ausschenkt. Und an mich.

Am Busbahnhof in Pakxe ist mein letzter vernünftiger Bus heute schon abgefahren. Aber es gibt hier immer eine Lösung, die besteht in dem Fall in einem Songtheo (ein offenes Sammeltaxi, eine Art LKW mit Sitzbänken), auf das ich in letzter Sekunde noch aufspringe, mit folgender Packliste:

* 20 Fahrgäste
* darunter 2 Burschen mit Gitarre und Rauchwerk
* 1 Dutzend Zementsäcke
* mehrere Plastikfässer mit Reisschnaps
* 10 große Kanister Benzin
* 1 Huhn, Lebendigkeitsgrad 80% bei Reiseantritt
* die üblichen Einkäufe für die Woche vom Markt am Stadtrand: Gemüse, Frischfleisch, Garnelen,...
* jede Menge Proviant: Von Satay-Spießchen mit Klebreis im Bambuskörbchen bis zu weißen Rüben, die etwas mühsam zu schälen sind, dann aber ganz erfrischend nach Kohlrabi schmecken

Die Überfahrt auf die Mekong-Insel Don Deng erhalte ich zum Diskont-Preis, dafür ist auch der Service mager, ich muss noch mit vollem Gepäck durch die halbe Insel marschieren. Das ist heiß und etwas anstrengend, auch wenn (oder gerade weil) 200 Kinder entgegen kommen und grüßen, deren Schule grade endet. Ich krieg dafür ein bisschen etwas vom Dorfleben mit, das sich von jenem in anderen Dörfern in Laos wohl auch nicht wesentlich unterscheidet.

Zielpunkt des heutigen Tages ist ein sehr schönes Hotel, eigentlich viel zu gehoben für den Stil der übrigen Reise. Aber sehr verlockend mit einem kleinen Swimming-Pool, fein serviertem Essen, dem zufällig anwesenden General Manager, von dem ich interessante Hintergründe über den Tourismus in Laos erfahre, und gratis Internet, wo ich meine diesjährige (ausnahmsweise elektronische) Weihnachtspost entwerfe.

Montag, 15. Dezember 2008

Begegnung mit dem Land des Kaffees

Selbst für mich als Nachtzuggeeichten Reisenden hält sich die Schlafqualität im Liegebus in Grenzen. Der Frühstückskaffee in Pakse rüttelt meine Lebensgeister trotzdem wach. Danach fixiere ich meine restliche Reiseroute durch den Kauf einen Tickets nach Phnom Penh für Freitag und leih mir ein 100 cm² Mofa um damit durch das Bolaven-Plateau zu fahren.

Die Frage, wie weit ich denn mit einer Tankfüllung komme, stellt in etwa die Grenze dessen dar, was sich noch ohne gemeinsame Sprache jenseits von Gesten ausdeutschen lässt. 120 steht bei der Abfahrt am Morgen auf dem Zettel. Und als ich am Abend bei 110 km auf Reserve fahre, stelle ich mit Genugtuung fest, mich verständlich gemacht zu haben.

In jener Gegend siedeln verschiedene Ethnien, und ich gewinne den Eindruck, jede baut ihre Siedlungen etwas anders: Als Straßendorf oder um einen zentralen Platz, mit Läden zur Hauptstraße hin geöffnet oder abgezäunt, mit Häusern aus Bambusgeflecht oder etwas massiver aus Holz bis hin zum gedrechselten Balkon, zu ebener Erde oder, zumeist, auf Stelzen.

Wesentliche Einnahmequelle hier ist Kaffee, der von den Plantagen gepflückt getrocknet, handverlesen, geschält, gewaschen und wieder zum Trocknen aufgelegt wird. Genau kann mir den Produktionsprozess leider aufgrund der Sprachbarriere niemand erklären. Ich bleibe aber bei jedem Betrieb, der mir geschäftig erscheint neugierig stehen und werde freundlich aufgenommen. Meistens erlaubt man mir auch ein Foto, nur einmal lehnen die Burschen ab. Die Thai-Touristen, die hier auch viel unterwegs sind, können zwar mit den Leuten reden, da sich Lao und Thai recht ähneln, sind aber beim Fotografieren viel skrupelloser.

Die Gegend ist voller Wasserfälle, die von diesem Tafelland hinunterstürzen: Ich halte beim Tad Etu, beim Blick auf den Tad Fan (ist sicher beeindruckend aber weit weg) und beim Tham Champee. Dort lerne ich zwei Österreicher kennen. Er findet, irgendwas ist am Geldsystem faul, er weiß nur noch nicht was. Sie will nach Indien sich den Pfad der Ayurveda erkochen. Sind ja sehr nett und feiern hier mit einer Gruppe Thai, die uns auch mit Bier versorgen. Aber halt nicht ganz meine Reisewelt...

Ich muss aber sowieso weiter, es ist schon mitten am Nachmittag, ich habe noch 80 km vor mir und es wird hier früh finster. Und vor allem ist es bereits um 16:00 so kalt, dass ich zu frösteln beginne. Zu allem Überfluss führen die letzten 20 km Tageslicht über eine sehr staubige und schlaglochübersäte Straße. Ich will nur noch an mein Etappenziel! Endlich erreiche ich ein Guesthouse am Tad Lo, eine ausgiebige heiße Dusche bewahrt mich vor einer Verkühlung, eine Nudelsuppe am Fluss päppelt meine Nerven wieder auf.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Lussekatt in Vientiane

Die nettesten beiden Bekanntschaften in Laos treffe ich heute zufällig wieder in der Scandinavian Bakery. Und weil es sich dabei erstens um ein Schweden handelt und gestern zweitens St. Lucia im Kalender stand, verbinden wir diese drei Tatsachen (Welche drei genau? Schärfe Deinen Verstand und zähle nach!) und schnabulieren leckere Lussekatter, wie das Germgebäck heißt, das in Schweden um diese Zeit vernascht wird. Nur dass es eben bei uns untertags hell wird und dreißig Grad plus statt minus hat.

Ich hab mir das ja auch redlich verdient: Seit den frühen Morgenstunden gebe ich mich schon der Kultur hin: Im Ho Phra Keo (einem kleinen aber feinen Museum für buddhistische Kunst) nehme ich mir viel Zeit. Die Sache mit der Kultur zieht sich weiter durch den Tag, aber nach dem Frühstück gemeinsam mit den Schweden.

Wir fahren zum Buddha-Park Xieng Khouan, in dem 1958 ein Künstler mit riesigen Betonskulpturen versucht hat, die asiatischen Religionen zu einer gemeinsamen Weltanschauung zu verschmelzen. Schade, dass ich nicht alle Mythen verstehe, auf die sich die Figuren beziehen. Schräg vor allem der dreistöckige begehbare Riesenkürbis...

Wir lassen uns am That Luang absetzen, jenem leuchtend goldenen Stupa im Osten der Stadt. Im Gegensatz zu den Tempeln, in denen sich Atmosphäre und Kunst auch, manchmal sogar vorwiegend, im Inneren entfalten, beeindruckt dieses buddhistische Monument von der Ferne. Hat man es erreicht oder gar erklommen, geht die Ästhetik der Form in allzu viel Goldfarbe unter. (Ist das nicht mit manchen Frauen ebenso, dass die Faszination der Schönheit verschütt geht, wenn man sich über Gebühr annähert?).

Samstag, 13. Dezember 2008

Hauptstadt sein heißt anders sein

Zu Mittag erreiche ich Vientiane, Laos' 400.000 Seelen-Hauptstadt, und finde mich in einer anderen Welt. Hier gibt es klar markierte Fahrtreifen, Fußgängerampeln, eine Warnung vor Taschendieben, Postkästen, auch wenn die nicht so aussehen, als würden sie jemals geleert, eine urbane Mittelschicht, die den Samstag in einem Shoppingcenter verbringt (der Begriff leitet irr, beim Talat Sao, dem "Morgenmarkt" handelt sich mehr um einen versesshafteten mehrstöckigen Markt), offenbar auch eine (Partei-(?)) Oberschicht, den teilweise durchaus verleichsweise protzigen Autos nach zu schließen.

Die wichtigen Sehenswürdigkeiten schließen um 16:00 Uhr. Ein bisschen bürokratisch geht es definitiv zu in dieser Volksrepublik. Ich besuche stattdessen den Vat Simuang, einen vielbesuchten Tempel, in dem die werdenden Mütter um eine leichte Geburt bitten beziehungsweise nach selbiger dafür danken. Mich berührt die Hingabe, mit der die Menschen hier mit Buddha in Beziehung treten.

Sie opfern Kerzen, Räucherstäbchen, Früchte und kegelförmige Gebinde aus Taghetes und Bananenblättern. Ein Mönch segnet laufend Familien in einem Ritual, bei dem er Kerzen verbrennt, unausgesetzt singt, die Familie mit "Weihwasser" besprengt und den Menschen ein Stück weiße heilige Schnur ums Handgelenkt bindet. Nach erfolgter Segnung wird in bar bezahlt.

Zurück in der Stadt buche ich den Nachtbus (mit Liegen!) für morgen abend nach Pakse und lasse mit dieser Entscheidung einige Schönheiten in Zentrallaos buchstäblich links liegen und gewinne dadurch das beruhigende Gefühl, eine Art Plan für die nächsten Tage zu haben. Das Abendessen wird an einem der unzähligen Essensstände am Mekong gegrillt.

Freitag, 12. Dezember 2008

Radtour statt Selbstmitleid

Die Party gestern wirkt in meinem Kopf noch nach. Und da spreche ich jetzt nicht von Gedanken an schöne Frauen gestern Abend. Aber ich kann ja nicht in Selbstmitleid mit Alka Selzer in meinem Zimmer versinken. Außerdem habe ich das Mountainbike schon gemietet, das toller ausschaut als es funktioniert. Also mache ich mich auf, über die rüttelnde, staubige Straße jenseits der Brücke in eine wunderschöne Karstlandschaft.

Bei der Goldkrabbenhöhle (Tham Pou Kham) mache ich Halt. Ich heuere ein paar Jungen als Guides an, die mir hinter der riesigen Eingangshalle auch noch die Tropfsteinformationen im Schlund des kälkernen Ungetüms nahe bringen. Sie finden für mich sogar ein Exemplar des Namen gebenden Krebses!

Die weitere Tour führt mich durch ein paar Hmong-Dörfer. Kontakt gestaltet sich schwierig, schade. Wenn ich wenigstens ein paar Brocken Lao oder Thai (dem Lao sehr ähnlich) spräche, würde ich hier schon verstanden! Vielleicht sollte ich mir selbige aneignen, wenn ich wieder mal in die Gegend komme.

Der Dry Bag um meine Schultern hängt sich über die Stunden etwas an. Mit umso mehr Genuss lasse ich mir am Abend die Verspannungen wegmassieren. In einem ganz anderen Sinn hat mein schwuler Masseur es umgekehrt übrigens auch sichtlich genossen, mich zu massieren...

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Der Karst

Erinnert Ihr Euch noch an die Behandlung des Karst im Geografie-Unterricht? Habt Ihr auch alle noch die neun Karstformen im Kopf? Wenn nicht, vielleicht etwas Einfacheres: Die sieben Teile des Eis? Ja, des Eis, nicht des Eises, das hat nämlich keine sieben Teile.

Wesentlich besser in Erinnerung bleibt da schon, was ich heute mache: Auf einem LKW-Schlauch ca. 1 km auf einem unterirdischen Fluss in eine Höhle paddeln, wo die Kalkformationen wie Vorhänge runterhängen. Habt Ihr gewusst, wie man da am schnellsten vorwärts kommt? Rückwärts wie in einem Ruderboot. Ist fast wie im richtigen Leben: Am Rückzug sind wir immer am schnellsten.

Am Nachmittag ist das Fortbewegungsmittel der Wahl ein Kajak. Mit einem "Tankstopp" in einer Bar mit richtig lauter bum-bum Musik. Und mit einem Schwingseil an dem wir uns waghalsig in die Tiefe stürzen, um schließlich per Bauchfleck (oder auch etwas eleganter) im Fluss zu landen. Dann nochmal Kajak. Langsam dämmert der Muskelkater herauf. Ob da eine kräftige Lao-Massage hilft?

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Ins Land einifahrn

Sieben Stunden dauert die Weitefahrt zum nächsten Halt. Wär ja gar nicht soweit, aber die Fahrt führt über kurvige Bergstrassen durch atemberaubendes Panorama! Endlich wieder mal Berge, die diesen Namen verdienen! Außerdem fahren wir mitten durch das Dorfleben und sehen Leute, die den ganzen Tag etwas verkaufen, Palmblätter zu "Dachziegeln" nähen, oder einfach (im westlichen Sinne) unproduktiv die Szene beobachten oder unter der Dorfdusche stehen (Männer in der Unterhose, Frauen im Wickeltuch). Ab und zu weist ein Schild von UNICEF oder World Vision an einem Brunnen darauf hin, dass sauberes Trinkwasser, Schulen und viele andere Errungenschaften keine Selbstverständlichkeiten sind in einem Land, das zu den 20 Ärmsten der Welt zählt.

Ich beobachte jede Menge Kinder, per Tragetuch umgeschnallt oder von ihren Geschwistern getragen, herumtollend, von der Schule heimradelnd, Ratten verkaufend (praktisch am Schwanz zusammengebunden, halb lebendig, aber sonst grillfertig), staubschmutzig oder sauber, meistens fröhlich, manchmal weinend. Und alle dermaßen süß, dass die Kinder allein schon fast Grund genug wären, mit einer Asiatin eine Familie zu gründen...

Vang Vieng, wo ich jetzt angekommen bin, liegt inmittel von imposanten Kalk-Kegeln. Richtig Felsen gibt es hier! Wunderschöne Landschaft, die die nächsten Tage auf dem Programm steht. Außerdem ist der Ort hier DER Partytreff der Backpacker in Laos. Und ich hab noch immer keine Lust drauf...

Dienstag, 9. Dezember 2008

Hmong Party

Grade komme ich vom Neujahrsfest der Hmong, einer der 49 Volksgruppen in Laos, jeweils mit eigener Sprache. Eigentlich will ich ja nur kurz schauen, was da los ist und warum da die Leute in bunten Trachten herumlaufen. Aber so schnell kann ich nicht schauen, drückt mir der erste Besoffene einen Reisschnaps in die Hand. Den weiteren Weg zum Schwipps gebietet einfach die Höflichkeit. Vom Reis-Sturm lasse ich jedoch kopfwehbegängstigt die Finger. Wir freunden uns mit dem lokalen Radiomoderator an, er macht Programm für eine andere Volksgruppe, die Khmu.

Ach ja, O.G. aus Guatemala lerne ich bei der Gelegenheit noch kennen. Wir sind auf dem ganzen Fest aber die einzigen Ausländer. Dafür beteiligen wir uns nach anfänglicher Scheu an den traditionellen Rund-Tänzen. Ganz höflich fordern hier Männer wie Frauen einander gleichberechtigt per "Nop" (in Thailand heißt das "Wai") zum Tanz auf, der natürlich berührungslos verläuft. Um ein bisschen Schwung in die Sache zu bringen, wurden einige (überwiegend weibliche) Volkstanzgruppen in Hmong-Tracht angeheuert, die Leute zum Tanzen zu animieren. Lassen wir natürlich gerne mit uns geschehen. Als mir jedoch eines der Mädels plötzlich ans T-Shirt fasst und außerdem noch die Lokalpresse festhält, dass hier Ausländer fleißig mittanzen, wird mir die Sache zu heiß, ich verzupfe mich.

Was ist sonst so los heute? Um 7 finde ich schon ein Frühstück, denn dann geht's zu den Höhlen von Pak Ou (Tham Ting). Per Boot, auf dem ich trotz Pullover und Jeansjacke ziemlich friere. Tropisch ist definitiv anders. Auf dem Rückweg halten wir im "Whisky-Dorf", in dem Reisschnaps destilliert und vor allem verkauft wird und in den Dörfern von gestern mit Seidenweberei und "Reis"-Papierherstellung (die Fasern werden in Wirklichkeit aus einer Art Liane gewonnen). Es stellt sich heraus, dass ich in die Dörfer über einen kleinen Steg auch leicht zu Fuß hätte gehen können!

Die nette Thai vom Vormittagsausflug leistet mir Gesellschaft beim Mittagessen, dann ziehe ich alleine durch ein paar Vats (Vat Nong Sikhounmuang und Vat Vixoun / Vixounarat), bevor ich, wie alle anderen hier, zum Sonnenuntergang zum Vat Phou Si (That Chomsi) hinaufsteige und abends noch ein bisschen am Night-Market shoppe. Inzwischen hat der ja auch Licht, nachdem den ganzen Tag über der Strom ausgefallen war.

Montag, 8. Dezember 2008

Vat will man mehr?

Ausschlafen, frühstücken, den Tag ganz pomali anlaufen lassen. Schließlich bin ich im Urlaub und nicht auf der Flucht. Oder nur insofern, als jede Reise ein bisschen eine Flucht ist. Jedenfalls klappere ich in aller Ruhe die Vats (Klöster) ab, die sich in Luang Prabang wie aufgefädelte Perlen durch die ganze Halbinsel ziehen, auf der die Stadt erbaut ist. (Vat Xieng Thong, Vat Khili / Souvannakhili, Vat Sibounheuang, Vat Sene / Sensoukharam)

Habe ich schon erwähnt dass sie hier in Asien leckere Nudelsuppen machen? Die heute hat sogar jene von "meinem" Vietnamesen in Singapur übertroffen. Und habe ich auch schon erwähnt, dass die Vorstellung inzwischen komisch ist, Nudelsuppe anders zu löffeln als mit Stäbchen? Klingt verrückt, ist es aber nicht.

Der Nachmittag gehört dem ehemaligen Königspalast. Ehemalig deshalb, weil in einer Volkrepublik natürlich keinen Platz für einen Monarchen ist, sehr wohl aber für dessen Schätze.

Für die Fahrt in ein Dorf in der Nähe (genauer: in die Dörfer Ban Xang Kong und Ban Xieng Lek), in dem Papier geschöpft und Seide gewoben werden, hat mich der Taxler ein bisschen abgezockt. Passiert mir nicht mehr, dass ich das wider besseres Wissen mit mir machen lasse!

Ein wesentlicher Teil von Backpacking ist der Kontakt zu anderen Backpackern. Aber genau darauf habe ich grad noch keine Lust. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich in Singapur, wo ich anfangs niemanden kannte, keine Gelegenheit zum Kontakt auslassen wollte. Jetzt fällt der Druck ab und ich genieße das Alleinsein mehr. Wie ich mich kenne, legt sich das nach einigen Tagen des Für-mich-Seins.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Off to Laos!

Das Wort, mit dem Freunde Laos immer wieder beschreiben ist "entspannt". Und zumindest was meine Ankunft in Luang Prabang angeht, wird dieses Wort zurecht angewandt. Klar, die Stadt hat nur 30.000 Einwohner, ist also eher ein Dorf. Hat aber dermaßen bedeutende Klöster und eine wirklich ansprechende gut restaurierte Kolonialarchitektur, die ihr den Status "Weltkulturerbe" bescheren. Einen Tourismus, der ausgeprägt ist, der Stadt ihren Stempel und Charme aufzudrücken, und sanft genug, dass es nicht stört.

Ich fliege also über ganz viel Landschaft und jede Menge kleine neue Häuser, um auf dem kleinen wohlorganisierten Flughafen zu landen, quartiere mich in einem einfachen aber netten Guesthouse ein und bin beim Stadtrundgang ziemlich verblüfft: Es ist hier doch tatsächlich möglich, zu Fuß die Haupstraße entlang zu gehen, ohne dass die vorbeifahrenden Tuk Tuks stehenbleiben und fünfmal fragen, ob man denn nicht mitfahren will. In Kambodscha konnte ich bereits als Erfolg verbuchen, wenn die Fahrer nach nur einem, sehr bestimmten, Nein abgedreht sind.

Alles in allem also ziemlicher Kontrast in der Geschwindigkeit im Vergleich zu meiner letzten Zeit in Sinapur. Dort war natürlich auch mit Schlafen nicht groß was letzte Nacht, musste ja noch in Ruhe alles packen und um 5 Uhr früh los... Um am Flughafen festzustellen, dass der Flug gecancelt ist! Und Info kriegt man null von dieser Fluggesellschaft! Ich rase schließlich in Eilverfahren zum Budget-Terminal (der Taxler hat geflucht, weil er sich jetzt eineinhalb Stunden in die Schlange gestellt hat für 3 Minuten fahrt...) und hab Glück, gerade noch den Flug einer anderen Billig-Airline zu erwischen. Und die ganze Aufregung vor dem Frühstück!

Schön, dass Du jetzt hier bist. Sage ich zu mir selbst.

Samstag, 6. Dezember 2008

Time to say good-bye

Ein Drücken in meiner Magengegend zeigt an, dass es mir unerwartet schwer fällt, meine Zeit in Singapur hinter mir zu lassen. Klar hab ich mir auch außerhalb der Arbeit genug Zeit genommen, Singapur und die Umgebung zu erfahren. Ich weiß nicht, was ich noch alles untebringen hätte können, wie aus meinen bisherigen Posts schon rauszulesen ist. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, ich hätte was versäumt und noch mehr draus machen können. Fast scheint es mir, ich verkralle mich in Lebensintensität. Vielleicht erdrücke ich sie auch genau dadurch.

Der heutige Tag gehört dem Packen und organisieren für meine Reise nach Laos. Gestern habe ich in der Arbeit noch alles unter Dach und Fach gebracht. Am Abend ist fast die ganze Abteilung zu den Farewell-Drinks gekommen, was mich recht gefreut hat. Ich glaube, die haben mich echt liebgewonnen hier, das Gefühl habe ich jedenfalls, und umgekehrt geht es mir mit vielen auch so.

Ich fühle mich im Moment recht ausgepowert und kann mir gar noch nicht vorstellen, jetzt zwei aufregende und vielleicht auch anstrengende Wochen Backpacking richtig genießen kann. Wahrscheinlich müssen dazu erst mein Koffer verstaut und mein Rucksack gepackt sein, ich muss mich in Luang Prabang in ein Café oder in den Garten eines Guesthouses setzen und mit ein paar anderen Reisenden ins Gespräch kommen, dann stellt sich die Lust drauf sicher ein.

Sonntag, 30. November 2008

Steuern

Wer hat eigentlich dem Schweizer Staat erlaubt, Steuererklärungen zu verlangen, für die im Wesentlichen ein ganzes Wochenende draufgeht? (Bzw. das was nach Abzug von Ausgehen und Ausschlafen davon noch übrig ist.)

Donnerstag, 27. November 2008

Schöne Grüße aus dem Paulaner Bräuhaus

Sowas gibt es nämlich in Singapur. Mit verschiedenen Würsten, Brezeln und natürlich Paulaner Bier. Wer ist eigentlich der Typ im Logo vom Paulaner? Ist das Paul? St. Paul? Und wenn ja, warum? Der hat ja das Bierbrauen nicht erfunden. Und Bier brauenden Orden hat er auch keinen gegründet, so wie der Augustinus...

Im Unterschied zu München trinke ich auch hier mein Bier, nein, nicht mit Singapurern, sondern mit Vietnamesen und einer Mongolin. Die ist aber eigentlich Wodka gewohnt. Sie ist aus einer Kleinstadt mit 3.000 Einwohnern in der Wüste Gobi. Was, bzw. wen es hier in Singapur nicht alles gibt...

Montag, 24. November 2008

Leben auf und unter der Nangnuan

Also wenn ich schon in der Gegend bin, will ich doch das Leben am und im Meer auskosten. Und da sich das Meer in Sinagpur dazu nur beschränkt eignet, habe ich die Similan-Islands vor Khao Lak in Thailand für einen dreitägigen Tauchausflug auserkoren. Bzw. wie vieles in meinem Leben hat es sich bestens gefügt, bevor ich groß aktiv geworden bin, ich musste quasi nur noch abnicken.

Es gehört meines Erachtens übrigens zu den zentralen Aufgaben im Leben: Die Balance finden zwischen "aktiv sein Leben planen und gestalten" einerseits und "die Blumen pflücken, die man am Wegrand grad findet" andererseits. Das erste verbrät möglicherweise zu viel Energie, das zweite birgt die Gefahr, dass einen das Leben von sich selbst wegtreibt. Philosophische Klammer geschlossen.

Jedenfalls finde ich mich an Bord der Nangnuan wieder, die klein, einfach und familiär ist, dafür ein bischen mehr schaukelt als ihre großen Schwestern. Jedenfalls wechselt sich das Leben ober Wasser, das vorwiegend aus Schlafen und Essen besteht, mit jenem unter Wasser ab, das mich jedes Mal aufs Neue beeindruckt: Die Vielfalt an Landschaften und Fischen ist unbeschreiblich! Und dabei handelt es sich ja bei dem, was man als Anfänger sieht, nur um die augenfälligsten Bewohner.

Jedenfalls bin ich neugierig, den Fischen auch Namen zu geben, und zwar nicht Hansi und Fritzi, und auch nicht meine Eigenkreationen, sondern die richtigen, wie sie Adam, Linné & Co eben vorgesehen haben, und wie sie im Buche verzeichnet sind. Jenem Bestimmungsbuche, genauer gesagt, das unsere Guides mit an Board haben. Mein Liebling ist ja der Imperator-Kaiserfisch. Obwohl der Gelbklingen-Nasendoktorfisch ihn fast an Eleganz noch übertrifft. Oder toppt gar der Halfterfisch sie alle?

Wer mich kennt und schmunzelt, dass ich mich wieder mal sofort ans Bestimmen und Kategorisieren mache, dem sei verraten, dass ich eben doch die Gene eines Biologielehrers habe...

Mittwoch, 19. November 2008

I love you!

Mein Schreibtischnachbar ist Österreicher. Eh klar.

Beim Mittagessen lerne ich heute seine Frau und seine dreijährige Tochter kennen. Der blonde süße Zwerg sitzt mir gegenüber, strahlt mich an, und der erste Satz bricht spontan aus ihm raus: "I love you!"

Dieser ausgeprägte Urinstinkt der uneingeschränkten Zuneigung mir gegenüber bildet sich mit den Jahren bei manchen Zeitgenossinnen etwas zurück. Das ist erstens völlig unverständlich und zweitens schade.

Dienstag, 18. November 2008

o.k. lah, heast!

Inzwischen kann ich eine Handvoll chinesische Schriftzeichen. Besonders einfach: lah. Sieht in etwa aus wie ein gedrucketer 3er. Diese Silbe wird im Singlish (dem Englisch der chinesisch-stämmigen Singerpurer) zur emotionalen Unterstreichung an das eben Gesagte angehängt und gilt im Allgemeinen als unübersetztbar. Nur im Wienerischen gibt es eine exakte Entsprechung: Heast.

o.k. lah? That doesn't make sense lah.

Sonntag, 16. November 2008

Zu Besuch im Stau

Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung: Ich besuche eine liebe Cousine, die mit ihrer Familie in Jakarta lebt.

Viele von den dortigen Sehenswürdigkeiten sind eigentlich mehr Sehenwürdichkeiten, also touristische Attraktionen, die ich wohl sehen würde, wenn ich nicht im Verkehrsstau steckte. Stattdessen sehe ich mein erstes live Rugby Match. Und die Ausstellungseröffnung zweier austrochinesischer (sinoösterreichischer?) Künstler. Mit balinesischen Tänzerinnen. Und wieder mal mit einem österreichischen Botschafter, dem man die Hand schütteln darf. Und einer Galeristin, deren Kleid soweit rauf geschlitzt ist, dass es eindeutig vom brandneuen Kleidungszüchtigkkeitsgesetz betroffen ist. Ähnlich wenig Genierer hat ihre hübsche Mitarbeiterin, die mich nach ein paar Sätzen bereits nach Familienstand, Visitenkarte und Telefonnummer fragt. Aber den Abend widmen meine Gastgeber und ich einer super-gemütlichen Partie "Siedler von Catan".

Die Heimreise gestaltet sich schwierig. 10 Min. vor Abflugzeit steht noch immer kein Flieger am Gate. Dafür werden jetzt die Business-Class Passagiere zum Schalter gebeten. Ich schmuggle mich dazu, lausche und erfahre, dass der Flieger noch mit technischen Problemen in Singapur steht und der Flug Jakarta-Sinagpur-Frankfurt gecancelt ist. Ich habe Glück und bin auf der Lister der umgebuchten Passagiere und bin nach 4 Stunden Wartezeit schon um 2 Uhr früh zuhause...

Sonntag, 9. November 2008

Bleib doch zuhause!

Sonntagabend, Blogzeit 2230. Zeit, der Welt Rechenschaft über mein Wochenende abzulegen. Oder Euch zumindest erzählen, dass man auch in Singapur ein Wochenende vorwiegend außer Haus verbringen kann.

In dem Fall beginnt es schon Freitagabend mit Brazilian Carnival. Das ist das Motto zur diesjährigen Jahresend-Beachparty (bei uns würde man das gleiche Event mit Weihnachtsfeier übertiteln). Warum schon so früh? Keine Angst, wir arbeiten schon noch ein Weilchen. Aber ob die Banken im Dezember noch was (z.B. Geld) zum Feiern haben, steht in den Sternen.

Schön auch, dass einem die Bank noch den Wohlverhaltensrahmen festlegt. Zunächst heißt es auf der Einladung: "Your presence is requested from 6:30pm till 4:00pm." Damit nur ja keiner auf die Idee kommt, um Mitternacht schon abzureißen. Und dann wird (witzigerweise nur an einen Teil der Mitarbeiter) der Hinweis ausgeschickt, dass es sich dabei um ein Firmenevent handelt und man sich ensprechend würdig verhalten soll. Komasaufen sei hintanzuhalten.

Party bis zum Morgen zieht ein Frühstück am Nachmittag nach sich, von dort ziehe ich ich weiter, um mich vom hiesigen Lift einige Runden mit dem Wakeboard ziehen zu lassen. Oder anders ausgedrückt: Als Anfänger komme ich in 2 Stunden immerhin auf ein paar vollendete Runden. Praktisch noch im Beach-Outfit versuche ich beim Samstagabendausgang wieder mal auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Dass ich mit meinen 36 Jahren auch immer noch nicht "Nein" sagen kann!

Heute früh mache ich Bekanntschaft mit der hiesigen katholischen Gemeinde und ihren Erstkommunionkinder. Ist genauso, wie man sich das in der Kolonie vorstellt: Man fährt mit dem Auto vor, man spricht deutsch, man kennt sich, man trifft sich, man feiert.

Den Rest des Tages halten mich zwei Sightseeingaktivitäten der zweiten Reihe (man könnte sagen Fast-Musts) von Singapur von in der Früh weg auf Trab: Ich wandere zuerst durch den botanischen Garten und dann durch gen Jurong Bird Park, wo die Vogelkäfige von Schrankgröße bis Zirkuszeltgröße haben. Letzteres ist nicht nur weniger traurig, sondern auch spannender, wenn einem die Papageien im die Ohren fliegen.

Und weil das noch nicht genug ist, abends noch ein Drinks mit lieben Freunden, die aus Zürich zu Besuch sind. In einer so lauschigen, abgelegenen und menschenleeren Gegend wie der Orchard Road.

Zwischendurch hab ich noch telefoniert und mir den Rat anhören müssen: "Bleib doch einfach mal zuhause und ruh Dich aus. Es ist Wochenende, das ist dazu da." Hm... Ich werde das Gefühl nicht los, meine Freunde kennen mich erstens, sind zweitens clever und drittens ehrlich mit mir. Tatsächlich fühle ich mich jetzt ein bisschen abgekämpft und müde. Die Beine tun mir weh und vom Wakeboarden habe ich Muskelkater. Ganz, wie es nach einem erholsamen Wochenende eben sein soll!

Mittwoch, 5. November 2008

Ein Quantum Stil

Stil ist, zur Bond-Premiere im dunklen Anzug und mit schwarzer Krawatte aufzutauchen.

Neugierde ist, das zugehörige Foto bei mir auf Facebook zu suchen.

Dienstag, 4. November 2008

Wie lang ein Monat ist

Es ist eigentlich unglaublich.

Für unsere Personalabteilung liste ich jedes Monat auf, wieviele Tage ich an den Wochenenden gereist bin und mich folglich nicht in Singapur aufgehalten habe. Dabei habe ich festgestellt, dass ich jetzt vier Wochenenden hintereinander unterwegs war. Melaka und Tioman scheinen mir Ewigkeiten aus zu sein, aber das war alles im Oktober! Ich kann es kaum glauben! Aber andererseits, ich unternehme ja fast jeden Tag etwas, da kriegt man so einiges unter in einem Monat...

Heute zum Beispiel gehe ich nach der Arbeit auf Night Safari, einen Zoo, der auf den Besuch bei Dunkelheit optimiert ist. Sensationell!

Montag, 3. November 2008

Wie ist Singapur?

Immer wieder werde ich gefragt: Wie ist Singapur? Und immer wieder schlagen mir Mutigkeitsbekundungen darob entgegen, dass ich einfach in so ein exotisches Land ziehe. Völlig unverdient. Ich fühle mich bemüßigt, mit einigen Meinungen aufzuräumen und einige andere kundzutun.

Also, Singapur ist eine ganz normale westliche Stadt, in der die Leute Englisch sprechen oder das zumindest fließend tun können. Nur dass die meisten Leute halt chinesisch, malay oder indisch aussehen. Oder britisch.

Dass sich die Leute vorwiegend auswärts ernähren, und daher an jeder Ecke eine Halle mit Imbissbuden steht, dass aber natürlich um 2 Euro kein Filetsteak erwartet werden darf, aber durchaus Reis mit ein paar Fleischstücken, oder ein Pot Fischsuppe mit Nudeln. Allerdings ist die Papierserviette selbst beizubringen.

Die Einkommens- und Klassenunterschiede sind viel deutlicher, und Pensionsversicherung gibt es keine. Unsere Putzfrau etwa ist so gebrechlich, dass sie sich beim an ihrem Wagerl anhalten muss wie bei uns die Leute mit Gehhilfe im Altersheim. Die alten Leute arbeiten auch als Tischabräumer in den Essenshallen, wenn sie keine Kinder haben, die für sie aufkommen. Bettler sind keine sichtbar.

Eigentumswohnungen können Private vom Staat zu günstigen Konditionen erwerben. Aber nur als Paar, wenn man auch ordentlich verheiratet ist. Oder mit 35, weil da besteht sowieso nur mehr wenig Hoffnung, diesen Zustand noch zu erreichen. (Ich zieh deshalb hier auch wieder weg.) Bis dahin wohnt man bei den Eltern oder zahlt entsprechende Preise auf dem privaten Markt. Die Wohnungen sind meist mit Zimmer für die Maid ausgestattet, die sich viele um 200€ pro Monat leisten. Das Zimmer hat die Größe eines Abstellraums und Bad/WC für die Maid sind rudimentär. Wer eine Wohnung im Umkreis seiner Eltern kauft, kriegt noch mal kräftig Rabatt. Denn wenn die Großeltern die Kinder betreuen und die Eltern die Großeltern, spart der Staat eine Menge Geld. Was er nicht hat, weil die Steuern extrem niedrig sind, selbst aus Schweizer Sicht.

Singapur besitzt einen der größten Frachthäfen der Welt, auf den ich von meinem Arbeitsplatz blicke, wenn mir fad ist. Der Schiffsverkehr ist auch von der vorgelagerten Insel Sentosa zu beobachten, die zwar ein bisschen Disneyworld-künstlich rüberkommt, aber ein paar mega-coole Strandbars aufweist, gegen die selbst die Chilligkeit der Badis in Züri verblasst.

Die Zeitrechnung ist westlich, wir schreiben das Jahr 2008, das Wochenende fällt hier auf Sa/So. Die Shopping Center sind auch da offen, weil viele Singapurer sonst nicht wissen würden, woraus sie ihren Lebenssinn am Wochenende sonst ziehen sollen. Feiertage sind chinesisch (Neujahr), christlich (Weihnachten), muslimisch (Hari Raya Puasa), buddhistisch (Vesak Day), hinduistisch (Deepavali), sozialistisch (1. Mai) oder national (9. August).

Die Stadt ist bekannt für ihre Sauberkeit, die meisten WCs sind zum Sitzen, alle mit Toilettenpapier, Ausstattung mit Klobürste unüblich. Der öffentliche Verkehr funktioniert. Und in der Stoßzeit gibt es anderswo auch Stau. Obwohl die Anzahl der Autos, sowie die Fahrten durch die Innenstadt mit extremen finanziellen Belastungen in Zaum gehalten werden.

Klar, das Demokratieverständnis ist hier ein anderes. Im Zuge der Liberalisierung von Zeitung und Rundfunk wurde je eine zweite Lizenz vergeben: Die staatliche Zeitung hat jetzt die zweite Fernsehfrequenz inne und die staatliche Zeitung die zweite Zeitungslizenz.

Und wenn den Fonds mit den ganzen Staatsbeteiligungen die Ehefrau des Premierministers managt, der seinerseits Sohn seines Vorgängers ist, sagt hier auch keiner was. Ist auch nicht empfehlenswert. Ein Reuters-Journalist, der das auf- und angegriffen hat, wurde wegen Verleumdung angeklagt, und solche Prozesse hat noch nie der Staat verloren...

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Es gibt keine Zufälle.

Auf dem Weg zum Swiss Club bin ich gespannt, was Folke Tegethoff in Singapur zum Thema "Zuhören" zu erzählen hat.

Nach dem Vortrag setzt man sich zum Abendessen, ich nehme den nächstbesten freien Platz ein und nenne meiner Nachbarin meinen Namen. Diese schaut mich an und meint: "Ja, und Du bist in Salzburg in die Schule x und in die Tanzschule y gegangen, wo wir uns auch kennengelernt haben." Ich brauche ein paar Sekunden, dann kann ich das Gesicht auch zuordnen und den Namen obendrauf.

Zufälle wollen in mein Weltbild ja nicht so recht passen. Und wie es dann eben dieser Zufall oder sonst jemand haben will, setzt sich in dem Moment Folke Tegethoff zu meiner Rechten und legt mir auch gleich sein neuestes Buch zu diesem Thema ans Herz. Ich bin nur beschränkt daran interessiert, ihm die erwartete Aufmerksamkeit zu schenken, sondern natürlich stattdessen vielmehr neugierig darauf, was sich denn im Leben meiner Tanzpartnerin in den letzten zwanzig Jahren getan hat!

Sonntag, 26. Oktober 2008

Wann hast Du zuletzt einen Baumstamm überholt?

Da flieg ich also um die viertel Welt gen Osten, setz mich dort nochmal in den Flieger, hör mir dabei noch vor den Sicherheitseinführung eine Koransure an, flitze auf einem echten Speed (!) Boat von Bandar Seri Begawan durch soviel Abzweigungen des mangrovenwaldgesäumten Flussdeltas, dass ich Angst habe, wir finden hier nie wieder raus, bis in die nächste Provinzhauptstadt, von dort weiter per Minivan und Longtail Boat, die letzte halbe Stunde zu Fuß, um im strömenden Regen ein 30m hohes Baugerüst zu erklimmen, das mich als "Canopy Walk" durch und über die Baumkronen des Regenwalds von Borneo führt. Verrückt? Cool!

Unsere Longtail Boats sind flußaufwärts schon tüchtig, im Hochwasser und Treibholz führenden Tembourong River kriegen wir einen Affenzahn drauf. (Im übertragenen Sinne. Auch wenn wir hier im Urwald sind, spucken uns die einheimischen Orang Utans hier nicht das Ergebnis ihrer letzten Schlägerei nach...) Und im ernst: Wann hast DU zuletzt einen Baumstamm überholt?

Wir sind nur drei Gäste auf dieser Tour. Brunei ist zu teuer, um bei den Bagpackern auf dem ausgetreteten Pfad zu liegen. Stattdessen begleiten mich zwei einheimische Burschen, die am Wochenende was erleben wollen. Ich werde aus denen nicht schlau, kommen in den angesagtesten Klamotten und mit tollem Handy daher, sie arbeiten nix und erzählen ziemlich genau ebensowenig von sich. Dafür rede ich ausgiebig mit dem Guide. Ich hab das Gefühl, das ist ein großartiger Mensch, bescheiden, tough, ein Menschenfreund. Ich mag ihn auf Anhieb. Wie das so ist bei mir mit Zwillingen.

Übrigens, bei Bandar Seri Begawan handelt es sich um die Hauptstadt des Sultanats Brunei, eines Kleinstaats auf der Insel Borneo. Learn something useless every day, wie mir einstens L. beigebracht hat.

Freitag, 24. Oktober 2008

Leben in den Dreißigern

Dass ich nichts dagegen hätte, nochmal 10 Jahre jünger zu sein, ist weiter kein Geheimnis. Es gibt aber doch eine Reihe von Annehmlichkeiten des Lebens in den Dreißigern, die ich keineswegs missen möchte.

Eine davon wird mir heute bewusst: Es ist jenes Alter, in dem die kindliche Neugier noch ausgeprägt genug ist, z.B. auf dem Empfang zum Nationalfeiertag von der österreichischen Botschaft in Singapur zur erscheinen, und gleichzeitig der Erfahrungsrucksack vielfältig genug, um sich dort auch sicher zu bewegen zu können: Alleine aufzukreuzen, ein paar nette Leute kennenzulernen, ein paar Visitenkarten zu verteilen, ein paar interessante Gespräche zu führen, vom Scherzchen über die Finanzkrise hier über ein Stadtportrait von Shanghai dort bis hin zu den neusten Entwicklungen der Gesundheitssysteme Südostasiens; dem Botschafter die Hand schütteln, in zwei Sonntagsreden nicht nur zu erfahren, wie toll sich die Zusammenarbeit der ach so ähnlichen (?!) Länder Österreich und Singapur denn nicht gestaltet sondern auch, dass ich den Auftritt der Wiener Sängerknaben in Singapur ebenso verpasst habe wie die 2000 zuvor in Österreich; und das Ganze mit Schweinsbraten, Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat und Powidltatschgerln abzurunden.

Mein erster Text mit Strichpunkt seit langem.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Kelong

Schon eine tolle Sache, so ein Kelong. Es handelt sich dabei um ein Haus im Wasser. Im konkreten Fall, in der Meeresenge die Singapur vom malaysischen
Festland trennt. Genauer gesagt, ist das Haus ja nicht im Wasser sondern auf dem Wasser. Und damit es dazu keine jesuanischen Fähigkeiten entwickeln
muss, haben es geschickte Leute auf eine ganze Reihe von Pfählen gestellt. In so einem Haus bietet es sich förmlich an, seinen Lebensunterhalt auf
Fischbasis zu stellen. An das Wohnhaus grenzen daher Wirtschaftsgebäude an: Landungssteg, Fischreusen, Netze und Fischställe, nicht recht viel anders
als ein Hasenstall, nur größer und unter Wasser. (Wer nicht weiß, wie ein Hasenstall ausschaut, der google und hole nach, was er als Stadtkind
versäumt hat!)

In so einem Pfahlbau bringe ich dieses Wochenende mit einer Gruppe von Arbeitskollegen zu. Super entspannt. Anfahrt mit dem Boot, dort
dann dösen, essen, quatschen,... und Mahjong spielen! Diese Spiel besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit Rommé, wird aber anstatt mit Karten mit kleinen Quadern gespielt, aus denen dann auch jeder seine eigene Chinesische Mauer baut. Auf den Quadern sind natürlich wieder chinesische Schriftzeichen zu finden. Und zu meinen chinesischen Schachfiguren (siehe Post vom 6. Sep. 2008) gesellen sich die chinesischen Ziffern nebst den Begriffen für die Himmelsrichtungen sowie die rote "Mitte" mit dem klingenden Namen Hong Zhong.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Am Freitag auf d'Nacht...

Diese Woche gebe ich mich voll dem Freizeitstress hin und widme 7 Tage lang meine gesamte Freizeit dem Tauchen: 2 Abende Theorie, 2 Abende Pool. Dazwischen bis spät nachts die Theorie lernen. Schließlich will ich ja erstens die Prüfung schaffen und zweitens nicht absaufen. Hinzu kommt noch, das ich justament jetzt noch Zeit darauf verwenden muss, die globale Finanzkrise nicht zu einer persönlichen auswachsen zu lassen.

Am Freitag auf d'Nacht steige ich dann in den Bus nach Malaysien. Das Ganze hier ist ein bisserl eine fade Partie. Jeder hat eine ganze Sitzbank für sich, fast niemand redet. Das ist auf der Heimfahrt wieder so und ändert sich zwischendurch nur kurzzeitig.

Die Fähre bringt uns auf die Insel Tioman, wo fünf Tauchgänge in gut 24 Stunden geplant sind. Nach dem ersten davon ist mir gleich ausgiebig schlecht. Beteuerungen des Instructors, das sei alles kein Problem, weil ich könnte ja auch unter Wasser... einfach durch das Mundstück... Ich ziehe es vor, den ganzen Tag nichts zu essen und einen Tauchgang auszulassen. Ich habe Angst, das könnte tatsächlich von der Tiefe kommen, und ich müsste mir das Tauchen abschminken.

Gott sei Dank, am Sonntag schaut, wie der Name schon sagt, die Welt gleich sonniger aus, in bin wieder fit, das Tauchen macht mir nichts aus und ich bringe den Kurs mit dem Open Water Diver Zertifikat erfolgreich zu Ende!

Sonntag, 5. Oktober 2008

Wir sind Cordoba

Stau ist: Fahren, wenn alle fahren. Ich darf am Freitag- und Sonntagabend erleben, was es heisst, mit all den anderen Bussen auf die Grenzabfertigung nach und von Malaysia zu warten. Die Reise führt nach Melaka an der gleichnamigen Straße. Für die geografisch in diesem Eck der Welt Unbedarften, die Meeresenge zwischen Malaysien und Sumatra. Dort haben einander einst die Einheimischen, Portugiesen, Holländer und Engländer die Schädel eingeschlagen.

Heute geht es friedlicher zu. Einheimisch ist hier immer noch ein Nebeneinander von Malayen, Chinesen, Indern und Touristen. Ich habe den Eindruck es ist tatsächlich mehr ein Nebeneinanander als ein Miteinander oder gar ein Völkergemisch. Ähnlich wie in Singapur, aber da kommen noch viele sonstige Asiaten (Thai, Philippinos,...) sowie die Expats aus aller (westlichen) Welt dazu, Australien inklusive, wenn nicht gar an erster Stelle.
Und so sehen wir eben ganz unterschiedliche Gesichter von Melaka: Kolonialbauten, einen Sultanspalast, Moscheen, chinesisch-buddhistische Tempel, hinduistische Tempel, beschränkt interessante Straßenzüge des dortigen Alltags, mehrere riesige Shopping-Center, einen Night-Market in Chinatown.

Interessant finde ich aber vor allem die islamische Seite: Hari Raya ist noch im Gange, ein dreitägiges Fest zum Ende des Ramadan. Ich beobachte viele Familien bei ihrem Feiertagsausflug. Da kommen auch die Verwandten aus der Hauptstadt Kuala Lumpur, wie jedes Jahr. Und man setzt sich zusammen auf eine kunstblumengeschmückte und sonnenbeschirmte Rikscha und lässt sich durch die Stadt karren. Die Malayen erlebe ich teilweise recht freundlich. Und nur weil die Frauen Kopftücher tragen, heißt das offenbar noch lange nicht, dass man nicht mit ihnen reden darf. Wieder ein unnötiges Klischee aus meinem Kopf gestrichen.

Den Vogel abgeschossen hat übrigens ein Malaye im Adidas T-Shirt mit dem Aufdruck: "Wir sind CORDOBA". Ich hab versucht, ihm zu erklären, dass sich dieses EM-T-Shirt in Österreich auf den legendären Sieg in der Schlacht von Cordoba 1978 bezieht... Er hat wohl die Story und den subtilen Humor dahinter nicht ganz verstanden.

Montag, 29. September 2008

Nora’s Baby (2)

Das Baby, wenn es denn nun mal geboren ist, stellt sich natürlich immer als widerspenstiger heraus, als einem das im ersten Überschwang bewusst ist. In meinem konkreten Fall habe ich mich heute aufgemacht, frühzeitig zu erklären, dass am 5. Dezember hier mein letzter Arbeitstag ist und sich meine Mitgliedschaft auf die vereinbarten drei Monate beschränken wird. Und dass das für mich impliziert, dass ich für eine dreimonatige Mindestbindung auch nur drei Monate zahle. Und nicht dreieinhalb.

Nun weiß, wer mich kennt, dass ich in der Regel lieber zahle als diskutiere. Aber Nora sollte mich erst mal kennenlernen! Diesmal habe ich die Sache einfach ausgesessen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Auf jeden Versuch mir zu erklären, dass sie die Monate erst vom ersten ganzen Monat weg rechnen, hab ich gelächelt und wiederholt, dass ich für drei Monate drei Monate zahle und nicht dreieinhalb. Das schaubte sich hoch: Vom Reception Officer zum Membership Consultant, von dort zum Front Office Manager. Als das noch nicht half, haben sie zu zweit auf mich eingeredet und haben schließlich noch den Club General Manager konsultiert.

Am Ende habe ich weniger bezahlt, als ich ihnen schon als Kompromiss vorgeschlagen hatte.

Donnerstag, 11. September 2008

Nora’s Baby (1)

Viele Probleme schiebe ich deshalb auf die lange Bank, weil nicht klar definiert ist, was der erste Schritt zu ihrer Lösung ist. Es bringt daher nichts, Energie und Selbstüberwindungskraft aufzuwenden, um was zu tun, sondern schlicht zu konkretisieren, was als nächstes zu tun ist.
Jüngstes Beispiel: Mein Beitritt zum Fitnessstudio im achten Stock unseres Büro-Hochhauses, von dessen zweiundzwanzigsten ich schön auf den Hafen von Singapur hinuntersehe, wenn ich grad nichts anderes zu tun habe. Der nächste Schritt zum durchgestählten Körper ist also, nach dem nächsten Mittagessen im achten Stock auszusteigen, eine Preisliste zu holen und dann zu entscheiden, ob es sich einzahlt einzuschreiben oder nicht. Ich bin ja bei so was furchtbar altmodisch und käme nicht etwa auf die Idee, in den zweiundzwanzigsten Stock durchzufahren, und dort im Internet die Information zu ersurfen, die ich im achten zu bekommen erhoffe.
Allein, meine Pläne setzen voraus, dass die Leute hier so ticken wie ich. Das tun (nicht nur in Singapur) aber die wenigsten.

Auch nicht Nora. Das ist mein persönlicher Membership Consultant. Oder wie immer das heißt. Jedenfalls ist sie so bildhübsch, wie das eine Frau unter 1,60 und unter 50 kg halt zu sein vermag, quirlig und recht freundlich. Sie legt mir gleich mal nahe, sie zum Abendessen einzuladen. Und sie zerstört in Windeseile meine Vorstellung, ich könnte da einfach so reinlatschen und mir eine Preisliste holen. Stattdessen führt sie ein formularbasiertes Aufnahmegespräch, in welchem sie gleich nach dem Namen meinen Arbeitgeber abfragt, meine Erwartungen an ein Fitnessstudio, meine Motivation, körperliche Befindlichkeit und noch 100.000 anderen Dinge. Gleichzeitig legt sie die Vorzüge des Multi-Passes, die Zusammensetzung des Welcome-Packages und den Inhalt des dreibändigen Fitness- und Ernährungsguides dar. Nachdem ich bereits eine halbe Stunde auf dem heißen Stuhl geschmort habe, legt sie mir Preise dar, die das gesamte bisherige Prozedere eigentlich erübrigt hätten.
Allein – der ist eben hier Gegenstand von Verhandlungen, im Zuge derer sie natürlich zu ihrem Manager pilgern muss, um mit einem Freudenstrahlen, als hätte sie ihre Jugendliebe nach 14 Jahren und zweieinhalb Monaten bangen Wartens endlich geküsst, zurückzukehren und mir die freudige Botschaft zu überbringen, dass sie die Konditionen jetzt speziell an meine Situation anpassen könnten.

Seither bin ich Mitglied. Und wenn immer ich die klitzekleinste Art von Frage habe, dürfte ich mich jetzt vertrauensvoll an sie wenden. Schließlich freue sie sich so, dass ich mich für ihren Club entschieden hätte. Und überhaupt könne mir jetzt auf Gottes Erdboden gar nichts mehr zustoßen, denn ich sei ja jetzt „Nora’s Baby“.

Sonntag, 7. September 2008

Strandbesuch Nr. 1

Ihr glaubt ja alle, ich vergnüge mich hier am weißen Palmenstrand... Seit heute habt Ihr Recht. Zwar liegt Singapur am Hafen, nicht am Strand, aber solche Details in Punkto Wasserqualität darf man als Binneneuropäer durchaus mal ignorieren. Mehr als 3 Meter weit sieht man im Züri-See auch nicht.

Dafür passiert es einem in Zürich nicht, dass so ein White Beach an einem gewöhnlichen sonnigen Sonntagnachmittag einfach brach in der Gegend rumliegt. Weil sich nämlich die Gäste, die sich dorthin verirren, alle um die Strandbar scharen. Und die ist doch einigermaßen ziemlich cool, muss ich sagen. Lauter schöne und schönste Menschen. Fast. Wären da nicht ein paar fette (im doppelten Wortsinn) Australier, man würde sich unversehens in einem Bacardi-Werbespot glauben.

Samstag, 6. September 2008

Chinesisches Schach

In einem englischen Pub chinesisches Schach spielen? In Singapur kein Problem. Die Idee ist ganz ähnlich wie beim bei uns verbreiteten Schach (no na, kommt ja von den Chinesen...), nur spielt man es auf den Kreuzungen der Gitterlinien statt auf den Feldern. Ach ja, und ein paar Figuren sind anders. Die Kanone etwa, die aber nur funktioniert, wenn etwas im Weg steht. Etwas irritierend ist natürlich, dass die Figuren flach wie Mühle-Steine sind und sich voneinander nur dadurch unterscheiden, dass auf dem Turm Turm steht und auf dem Springer Springer. Aber auf chinesisch, was Schach für Analphabethen wie mich beinahe zum Elitesport der Gebildeten macht.

Sonntag, 31. August 2008

Die Sache mit dem Rhythmus

Jetzt bin ich schon über eine Woche und jetzt muss doch eindlich die total cool Zeit hier beginnen, das High Live, das pure Leben, die Interessanz in Reinkultur! 100 neue Leute, jede Menge Spaß!

Einspruch, Euer Ehren. Ich hab keine Lust, mir diesen Stress zu machen, das Optimum aus der Zeit hier rauszuholen, und will stattdessen eine Lanze für den zweckfreien Raum brechen. Und mir Zeit nehmen, Rhythmus und Gewohnheiten zu entwickeln. Daheim stehen mir diese beiden Lebensbegleiter ja ganz automatisch zur Verfügung. Hat ja auch in Zürich ein paar Wochen oder Monate gedauert, als ich hingezogen bin. Hier ist noch vieles, das ich mache, das erste Mal. Noch weit weg von Rhythmus. Und ich will ja auch nicht irgendwelche Gewohnheiten entwickeln, sondern solche, mit denen ich zufrieden bin, weil sie mich (im weitesten Sinne) glücklich machen. Das ist ja wohl Anspruch genug.

Heißt das jetzt, dass ich außerhalb der Arbeit nur nix tu, rumhänge, ein bisschen shoppe und warte, bis die Zeit vergeht? Nein (das wär nicht ich). Ich fahr halt dann einfach in einen Stadtteil wie Holland Village, der im Reiseführer als so nett, cool und expatrig beschrieben wird. Und wenn sich der dann als eine Straße mit ein paar Lokalen entpuppt, in denen der Briten- bzw. Australier-Anteil halt höher ist als sonst wo, dann ist das ja wenig spektakulär. Muss es aber eben auch nicht sein. Und ich war mal dort, weiß, was mich dort erwartet und wie man hin kommt. Und kann einen Lokalbesuch dort in das Spektrum möglicher Aktivitäten aufnehmen. Hab ich deshalb gleich den unvergesslichsten Samstagnachmittag verbracht? Nein, ich hab einfach nur ein kleinen Stück meiner Stadt kennen gelernt um mit ihr vertraut zu werden. Das ist eben nicht so spektakulär.

Den Besuch im Zoo heute würde ich schon mal eher so einreihen. Könnte stundenlang bei den Mantelpavianen verbringen. Das ist ein bisschen wie Menschen beobachten, aber beim Fotografieren habe ich weniger Genierer. Da kommt doch etwa ein Äffchen quer übers ganze Gehege angetrabt lässt sich neben einem anderen nieder und knuddelt den einfach. Die lausen sich dann gegenseitig, die Jungen tollen rum. Ein bisschen heile-Welt-Idylle. Das andere Highlight war definitiv die Regenwald-Halle. Halle? Ja, auch in Singapur ist sowas in einem geschlossenen Raum. Aber nur, damit die Riesen-Schmetterlinge und Fledermäuse nicht abhauen. Anstelle eines Glasdachs reicht ein Netz, das Klima rundherum passt ja schon. Inklusive die dem Wald hier namensgebende Regenmenge.

Freitag, 29. August 2008

Powerstation

Heute ist Ausgang mit den Arbeitskollegen angesagt. Auf die Minute pünktlich um 9 kreuze ich auf, ganz der Schweizer in mir ;-) Der vereinbarte Treffpunkt ist eine ziemlich hippe Location, die sich St. James Power Station nennt. Das hat weniger mit Energy Drinks zu tun, als mehr mit der Kohle, die damals in diesem Gebäude ebenfalls einen zentrale, aber doch andere Rolle gespielt hat.

Wir lassen uns also in der Lounge nieder mit Ausblick auf zwei der fünf Dancefloors, knapp zwanzig Leute, darunter zwei Mädels. Der Kellner kommt, was wollen wir trinken? So passiert das rund um den Globus. Die kulturspezifischen Fragestellungen folgen auf den Fuß: Läuft die Entscheidung hier immer so zäh? Ist das Teil der Verhandlungstaktik? Zwang zum Kollektivismus? Oder wird da von mir als "most senior Employee" in dieser Runde ein Machtwort erwartet? Bei uns zuhause würde gefragt: wieviele Bier? 16. Und dem Rest der Leute wär auch alsbald geholfen. Hier muss mal die Idee abgewogen werden, ob nicht Wodka das Getränk der Stunde ist. Oder vielleicht doch Wisky? Aber wenn wir gute Zeche zahlen, sollte es soch drinnen liegen, dass wir dann Gratis-Eintritt zu den Dancefloors kriegen. Doch da muss erst mal der Chef gefragt werden.

Schließlich stehen auf unserem Tisch 2 Flaschen Wodka, 2 Flaschen Whisky und 8 Krüge mit "Mixers". Ehe ich mich versehe, kommt die Rechnung. Und Wieder bin ich unsicher über die mir zugedachte Rolle. Schließlich bin ich erst ein paar Tage hier. Und eigentlich bin ich ja nicht der neue Chef von den allen hier, der zu seinem Einstand eingeladen hat und daher für alle zahlt. Aber doch der Senior. Und über Asien heißt es, dass hier die Hierarchie recht hoch zählt. Aber der großkotzige Neue will ich auch nicht sein. Und womöglich ist es ja auch völlig normal, individuell zu zahlen. Was der Spaß kostet, hab ich ja auch keine Ahnung. Von one for one war die Rede. Und von two four seven.

Der Spaß kostet schließlich 250 EUR, und einer von den jungen Teamleitern macht tatsächlich ohne mit der Wimper zu zucken Anstalten, die Rechnung zu begleichen. Wir feiern ja eigentlich Abschied von einer seiner Mitarbeiterinnen. Und ich werd auch den Verdacht nicht los, dass er der privat nicht abgeneigt wäre, so hübsch wie sie ist. Entsprechend muss er wohl auch beeindrucken...

Ob wir die Alkoholmenge auch richtig erwischt haben? Bleibt wohl die Hälfte übrig? Oder liegen in einen Stunde alle unterm Tisch? Jedenfalls ging es sehr schnell, dass alle Dinge lustig fanden, die für mich nur beschränktem Unterhaltungswert darstellten. Liegt das nun am Alkohol oder am unterschiedlichen Humor? Jedenfalls sind die Drinks nach 2 Stunden weg und die Leute lustig. Auf den Dancefloor!!

Samstag, 23. August 2008

Geschichten aus der Business Class

Über Freitag, den Einpacktag, will ich mich ja gar nicht näher äußern. Nicht darüber, dass Schweizer Beamte das Klischee nicht einen Deut weniger erfüllen als anderswo. Nicht darüber, dass so ein Tag immer zu kurz ist. Bzw. immer grad lang genug, weil irgendwann fährt man einfach und lässt die unteren zwei Drittel der Erledigungsliste unverrichtet, weil sonst'n tät man ja den Flieger nicht derwischen. Auch nicht darüber, dass nach bangem Zittern meine Check-In Dame doch geflissentlich nicht nur über meine 10 Kilo Übergewicht hinweggesehen hat, sondern auch über meine 10 Kilo Übergepäck. Wahrscheinlich weil sie nicht wusste, dass sich in meiner unscheinbaren kleinen Sporttasche nochmals 20 Kilo verstecken.

Erwähnen will ich hingegen, dass die Liegen in der Business Class von Singapore Airlines tatsächlich 2 Meter lang sind. Was doch eine kleine Sensation darstellt. Wenigstens für einen, bis vor seinem ersten Business Class Flug noch gedacht hat, ausser dass alles etwas nobler hergeht, sei da sowieso kein Unterschied zur Cargo (wie sie A. zu nennen pflegt. Sag ich dazu. Zitierregeln sind einzuhalten.)

Komm ich also in Singapur an. Starker Regen. Ein Mercedes-Taxi und ein Fahrer, der per Telefon den Portier vom Hotel ruft, damit mir dieser die zwei Meter vom Gehsteig zum Hotel Schutz und vor allem Schirm böte. Das muss einer, der seinen Tramper-Rucksack dabei hat, erst einmal genießen lernen.

Gar kein Problem hingegen habe ich damit, den Swimming Pool auf der Dachterrasse zu genießen. 25m lang und zumindest am Samstagabend unbevölkert. Die schöne Asiatin im grünen Badanzug vom Prospekt hat heute leider ihren freien Tag. Die sitzt sonst immer am Poolrand, hat man mir versichert.

Die Wohnung stellt sich als recht schön und komfortabel heraus. Ich muss zwar wahrscheinlich noch ein Weilchen hier wohnen, damit es so ganz gemütlich wird, aber Fluchtgefahr besteht in keinster Weise. Und auf meine gewohnte Terrasse muss ich hier auch nicht verzichten. Außer eben es schüttet, wie das gesamte Wochenende.

Jetzt hab ich also auch meinen Blog

So, Herrschaften. Damenschaften auch. Jetzt bin ich also auch unter den Bloggern. Hat ja irgendwann so kommen müssen. Irgendwann musste ich mich einfach entscheiden. Entweder ich schreib weiterhin Liebe-alle-e-Mails, die keiner liest. Oder ich schreib einfach einen Blog den auch keiner liest. Hab wohl schon weitreichendere Entscheidungen getroffen. (Weitreichendere? Wohl nicht. Eher schon weiterrreichende. Wahrscheinlich aber überhaupt weiter reichende. Was sagt die Germanistin?)

Nachdem also geklärt ist, für wen das ganze ist (nämlich vor allem für den Verfasser) ergeben sich die nächsten (nicht minder unbedeutenden) Entscheidungen praktisch ganz von allein: 1. Ich schreib auf Deutsch. 2. Ich werd meinen Stil nicht ändern.

Für alle, die mich nicht so kennen. RRR, das bin ich. Ich bin jetzt in Singapur. Aber eigentlich in Zürich. Und eigentlich aus Salzburg (ja, für einige wohl immer noch eine Überraschung: Ich bin nicht aus Linz.) Bei der Gelegenheit: 36 und Single. Fanzuschriften an die Redaktion. Alles Weitere aus meinem Privatleben dient nur der Identifizierung und tut daher nix zur Sache. Oder aber wird beim Schreiben klar. Aber wer mich kennt, kennt mich eh.