Dienstag, 23. Dezember 2008

Ende des Singapur-Abenteuers

Vier Monate nach meiner Ankunft in Singapur bin ich also wieder in Zürich daheim (?). Ich pack aus und wieder ein: Snowboard-Ausrüstung und Wintergewand. Vor der Abfahrt nach Österreich schaue ich auch noch kurz im Büro vorbei. Ich hab wieder Zutritt zum Gebäude, finde auch mein neues Büro, sag kurz „Hallo“ und bringe meinen Computer zu laufen. Alles klar also, sodass ab 5. Januar der Alltag in Züri wieder beginnen kann.

An diesem Punkt geht der Lebensabschnitt „Singapur“ für mich zu Ende. Selbiges geht dieser Blog. In der Zeit in Laos hat sich der Blog eher zu einem Tagebuch verselbständigt, als welches er mir auch dient. Ich habe Euch daher das eine oder andere Detail zugemutet, um den für mit stimmigen Grad an Vollständigkeit zu erreichen.

Allen Leserinnen und Lesern, die trotzdem bis hierher durchgehalten haben, Dank und Anerkennung für ihre Geduld. Denn so ein bisschen habe ich den Blog auch geschrieben, damit er gelesen wird.

Eine Fortsetzung erfährt dieser Blog übrigens auf liebealle.blogspot.com. Was ich dort poste, weiß ich noch nicht. Aber ich weiß, es wird gut sein. Und überhaupt: Alles wird gut.

Montag, 22. Dezember 2008

Intermezzo in Singapur

Nicht alles ist einmal zum ersten Mal. Aber alles, was einmal ist, ist einmal zum ersten Mal. Zum Beispiel sitze ich grad zum ersten Mal in einer Flughafen-Lounge. Und hab somit den Vorteil, dass ich beim Surfen sitzen darf. Und den Nachteil, dass ich auf so einem ultra-coolen Mac schreiben muss, bei dem ich das Tastatur-Layout nicht umstellen kann. So dauert halt alles ein bisschen laenger. Und Umlaute produziere ich auf diese Weise auch keine. Dafuer toent dezent "Oh Tannenbaum" aus dem Lautsprecher, in adretter Besetzung fuer Querfloetentrio.

Jetzt bin ich also auf Zwischenstopp in Singapur. Ich esse noch einmal bei "meinem" Hawker-Center und gehe dann in mein Hotel, das jetzt nicht mehr mein Hotel ist. Ehrlich gesagt, es kommt mir eine Ewigkeit vor, dass ich von Singapur losgeflogen bin. Dabei war das erst vor 15 Tagen. Gleichzeitig erscheint es mir aber genauso komisch, dass ich jetzt nicht auf mein Zimmer und morgen hier ins Buero gehe.

Die Rueckreise verlaeuft bisher bestens. Vormittags bin ich noch voll im Sightseeing engagiert (im Stadtteil Cholon lerne ich ein paar chinesische Tempel kennen: Quan Am, Phuoc An Hoi Quan, Thien Hau und Tam Son Hoi Quan. Fuer die HCMC Spezialisten unter Euch...). Dann ab zum Flughafen. Auch auf der Fahrt eine Premiere: Mein Taxifahrer kassiert eine Polizeistrafe fuer unbefugtes Benutzen der Mofa-Spur.

Mit dem Flieger von Ho Chi Minh City klappt alles. Ich hatte ja ein bisschen einen Bammel. Denn wenn ich meinen Anschluss in Singapur versaeumt haette, wuerde ich Weihnachten dieses Jahr am Flughafen feiern. Ein Europaflug ist wohl am 23. Dezember nicht zu kriegen. Die zweite Sorge, jene wegen potenziellen Uebergepaecks, bin ich auch los. Ich konnte anstandslos 42.3 kg einchecken, und mein Handgepaeck ist sicher auch deutlich zweistellig...

Sonntag, 21. Dezember 2008

Good morning, Vietnam!

Habe ich schon erwähnt, dass ich eine verdeckte Schwäche für Sechziger Jahre Architektur habe? Neben Flower-Power, freier Liebe und Vietnamkrieg-Stopp eine Errungenschaft jenes Jahrzehnts, die in den Köpfen, Herzen und sonstigen Körperteilen weniger stark verhaftet ist. Den Wiedervereinigungspalast in Saigon empfinde ich als besonders gelungenes Beispiel. Ich meine, was sonst ist nach 50 Jahren noch schön? Die 70er Jahre Muster sind zwar kürzlich plötzlich wieder hipp gewesen, aber vom Ästhetik-Standpunkt aus... brrrrrr! Da lieber die schlichten Formen, die die Materalien schön zur Geltung bringen. Dazu kommt im vorliegenden Beispiel noch der schöne Einsatz von Glas und Licht und das absolut gelungene Zusammenspiel von Architektur des 20. Jahrhunderts mit traditionellen asiatischen Stoffen, Möbeln und Kunstwerken.

Der „Tempel des Jade-Kaisers“, so wie die anderen chinesischen taoistischen Tempel hier sind ganz anders als jene in Thailand, Kambodscha und Laos. Zwar beobachte ich die gleichen Riten der Verehrung die gleichen, aber die werden hier nicht Buddha zuteil, sondern „himmlischen Kaisern“ und zur Gottheit erhobenen Generälen. Und ähnlich wie bei den katholischen Heiligen, scheint auch hier jede Gottheit ihre eigene Zuständigkeit zu haben.

Rechtzeitig zum fotogenen Abendlicht gelange ich in einen Park, wo die Asiaten so etwas wie Ausgleichgssport betreiben: Federball oder eine Art Rattan-Fußball: Wie Volleyball im Kreis, nur wird dabei ein Ball aus Rattan oder ein gefederter Schlagball verwendet. Amazing, was die Jungs (und ein paar Mädels) hier alles fertig bringen. Wer den Ball fallen lässt, macht Liegestütz. Die anderen Sportarten wie Walking oder Gymnastik werden so zurückhaltend ausgeführt, dass sie als Sport kaum noch zu erkennen (und wohl auch kaum wirksam) sind.

Mit einem Lächeln wird hier sehr schnell Kontakt gemacht. Ich erlebe die Einwohner hier sehr freundlich und offen. Ein Student fragt mich, ob ich Fotograf bin und will ein paar Fotos sehen. Daneben ein Herr in seinen Fünfzigern, der sich einst mit einem Französisch-Englischen Lehrbuch selbst Englisch beigebracht und dann für den CIA übersetzt hat. Nach dem Abzug der Amerikaner landeten Leute wie er im Konzentrationslager. Ihm gelang die Flucht mit den Boat People, heute unterrichtet er in den USA und ist gerade auf Heimaturlaub.

Abends lasse ich mich noch zu Do-it-yourself-Frühlingsrollen in Reispapier ausführen. Und natürlich zu einem Drink. Aber nur einen, denn die hier ansässig gewordene Bevölkerung muss ja morgen arbeiten.

Samstag, 20. Dezember 2008

Wiedersehen macht Freude!

Natürlich ist der um drei Dollar teurere Bus nicht um eineinhalb Stunden schneller in Ho Chi Minh City. Aber ich rede mir ein, dass er sicher viel bequemer ist als die Billigsdorfer Version. Jedenfalls fährt er zu einer Zeit, die es mir erlaubt, den Vormittag noch im Guesthouse am See zu genießen, das ich noch vom Vorjahr kenne.

Die siebenstündige Fahrt führt durch ebene Reisfelder einerseits und durch Reisfelder in der Ebene andererseits. Da erscheinen die neuen Casino-Hotels an der Grenze zu Vietnam reichlich unwirklich.

Ich lese endlich „Lila Lila“ von Martin Suter zu Ende, bevor ich wieder draus komme und noch ein drittes Mal beginnen muss. Wie immer bei Suter spannend, mitreißend und die Entwicklung des Protagonisten akribisch genau gezeichnet. Allerdings halte ich die Darstellung eines wachsenden Kartenhauses nervlich fast nicht aus, außerdem identifiziere ich mich viel zu sehr mit diesem Loser-Typen, um das Buch in Hochstimmung zu beenden. Ich küre es daher nicht zu meinem Lieblingsbuch.

In Ho Chi Minh City freue ich mich über einer Wiedersehen mit einer schönen Frau aus Frankreich, die ich das letzte Mal vor fast zwei Jahren gesehen habe! Die Beisl-Tour ist ausgiebig, als sie heimgeht ziehe ich noch mit ihren Freunden weiter. Ich kenne jetzt alle einschlägigen Expat-Lokale: Saigon Saigon, ZanZ-Bar, Lush, Apocalypse Now und Go 2.

Auch um 4 Uhr früh verkaufen Kinder noch Kaugummis und Taschentücher hier. Die Backpacker in Laos haben mich gewarnt, dass die ständig an einem dran kleben und dass man denen nur beikommen kann, indem man sie möglichst schroff abweist. Was ich hier dagegen erlebe, berührt mich: Die Leute hier handeln ganz anders, auch wenn sie nichts kaufen, reden und scherzen sie mit den Kindern, sie kennen Namen und Lebensgeschichte von jedem einzelnen und bringen ihnen Englisch bei. Auch der alten Frau, die lächelnd noch einmal zum betteln kommt, obwohl sie vor 5 Minuten einen großzügigen Schein bekommen hat, streichen sie liebevoll über die Hand, anstatt sie zu ignorieren oder wegzuweisen. Amazing People, die die ich hier kennen lerne!

Freitag, 19. Dezember 2008

The long way down

Warum kostet ein Ticket für die 12 Stunden Minibus von Four Thousand Islands nach Phnom Penh eigentlich in Pakxe 30-40 Dollar, während es hier ab 11 Dollar erhältlich ist? Vielleicht ist das der Aufpreis für die nette spanische Reisebegleitung. Oder für den Wiener und den Grazer, die lebhaft politisieren? Wohltuender (bei längerem Andauern aber auch schon fast nerviger) Ausgleich zur britischen und skandinavischen Schweigementalität am nüchternen Tag.

Bei der Pause in Kratie stelle ich fest, dass ich viele Dinge über Kambodscha seit dem letzten Jahr vergessen habe. Nicht nur die Details zu Geschichte und politischer Situation, auf welcher Straßenseite man fährt (dort wo kein Schlagloch ist, im Zweifelsfall rechts.) und welche Schrift man schreibt. Laos erschien mir ähnlich wie Kambodscha, aber jetzt wird mir wieder bewusst, dass die Städte hier reicher und besser ausgebaut ausschauen. Kambodscha ist eben ein Stück weniger arm als Laos.

In Kompong Cham wird es noch einmal spannend: Unter lautstarkem Protest einiger bundesdeutscher Mitreisenden pferchen sie uns zu achtzehnt in den Minibus, den Typen am Dach noch nicht mitgerechnet. Erst auf das Versprechen, das sei nur für 20 Minuten so, verstummt das Murren vorübergehend. Bis etwas in der nächsten Stadt der Fahrer ernsthaft überlegt, ob er noch zwei Passagiere auflädt... Tut er schließlich nicht, er will schließlich überleben. Aus 20 Minuten werden übrigens zweieinhalb Stunden. Dem eingefleischten Asienreiseinden war das von vornherein klar...

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Der Mekong schnellt Strom

Am Khon Phapheng, zu dem ich mich am Vormittag karren lasse, wasserfällt der Mekong merklich tosend zwanzig Meter in die Tiefe. Auch sonst wartet der Fluss rund um die Inseln Stromschnellen auf. (Schade, dass das die Donau nicht tut. „Linz schnellt Strom“ hätte sich als Werbeslogan gut gemacht.) Das hat die Franzosen einst veranlasst, eine 7 km lange Eisenbahntrasse über die beiden Inseln Don Det und Don Khon zu bauen, um Güter auch oberhalb des Wasserfalls noch weiter schiffen zu können.

Angesichts dieser Größe lassen sich die Inseln an einem Nachmittag gemütlich mit dem Fahrrad umrunden. Eine alte Dampflok und die Verladrampe für die Bahn werden dabei als Sensation verkauft. Am Somphamit-Wasserfall der nächste Stopp, während ich dafür den Sandstrand auslasse: Ich denke, entweder ich lege mich jetzt so richtig erholsam in die Sonne, oder ich sehe auch noch den Rest, konkret die Irrawaddy-Delfine, zu denen ich mich mit einem Lehrerpaar aus Oberndorf aufmache, das da grad in der Gegend rumsteht. Unser Bootsmann bringt uns auf einen Felsen mitten im Mekong, von dem aus wir tatsächlich mehrere Exemplare in der Abendsonne herumplanschen sehen! Fast schon kitschig.

Als Party-Insel wird Don Det bezeichnet, und ein paar Grüppchen sitzen auch rum und feiern grölend. Aber es gibt eigentlich keine Kennenlern-Bar für allein Reisende, Internet ist teuer, ich bin müde, also weiß ich mir nach 9 nichts mehr zu tun als ins Bett zu gehen. Ich werd alt. Steinalt. Kein Wunder, bei dem gesunden Lebenswandel!

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Sonnenuntergang im Reich der 4000 Inseln

Eigentlich sollte ich mich für das heutige Tagesprogramm besonders früh erheben. Mein Schlafzentrum bestimmt Gegenteiliges. So setze ich erst am späten Vormittag nach Champasak über, „wohl die einzige alte Königsstadt, in der man über die Straße gehen kann, ohne nach links und rechts zu schauen“, wie mein geschätzter Stefan Loose Reiseführer treffend bemerkt.

Aus Protest über die hiesigen Tuk Tuk Preise schwinge ich mich auf ein Fahrrad. Eine Entscheidung, die ich gehörig verfluche, als nach weniger als zwei Kilometern zweimal die Kette raus springt... Nach einer halben Stunde erreiche ich den Vat Phou, den bedeutendsten Tempel im Khmer Stil auf laotischem Boden. An einen Berghang gebaut erhebt sich die ganze Anlage eindrucksvoll über die Ebene. Stufe für Stufe nähert man sich dem Heiligtum, das an einer heiligen Quelle erbaut ist.

Zurück in der Stadt hole ich mein Gepäck von der Tourist Information ab. In Südostasien scheint es kein Problem zu sein, fremden Leuten seine Habe anzuvertrauen. Eindeutig ein Plus. Um zwanzig nach eins stehe ich an der Straßenkreuzung, wo angeblich um eins der letzte Bus nach Si Phan Don fährt. Vielleicht auch erst um zwei.

Jedenfalls bleibt nach ein paar Minuten ein Songtheo stehen, das zwei Holländer und mich auflädt, obwohl ich mir zunächst nicht vorstellen kann, wo wir da für drei Stunden Fahrt Platz finden sollen. Das Gefährt ist nämlich bereits mit Fliesen für vollgeladen. Aber ich habe wohl noch nicht genug Vertrauen in die Improvisationsgabe der Laoten... Ein paar Stunden später laden wir die Fliesen am Fuße eines Hügels ab. Zu dessen Spitze sind Bambusstangen als Schienen für eine äußerst abenteuerliche Material-Standseilbahn verlegt.

Wir selbst fahren noch ein paar Kilometer weiter nach Si Phan Don, übersetzt „4000 Islands“, die daselbst aus dem Mekong ragen. Die beiden größten Inseln sind bewohnt, aber noch nicht stromverkabelt. Don Det hat sich zu einem festen Bestandteil jeder Backpacker-Tour durch Laos herauskristallisiert. In einfachen Bambushütten lässt sich extrem entspannt abhängen, davor in der Hängematte liegen (wenn man dazu Zeit hätte) oder bei einem Beer Lao sitzen und den vielleicht schönsten Sonnenuntergang ever genießen.